Der Komplex 5 Pointz in New York war als Zentrum der Graffitikunst bekannt. 2014 ließ der Eigentümer der alten Lagerhäuser Kunstwerke übermalen. Jetzt muss er 21 Künstlern Entschädigung zahlen.

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New York / Wien – Graffitikünstler in New York erhalten 6,7 Millionen Dollar (5,4 Millionen Euro) als Schadenersatz für entfernte Spraybilder auf heruntergekommenen Lagerhäusern. Der Komplex auf Long Island City in Queens war als 5 Pointz bekannt, in Kunstkreisen galt er als das weltgrößte Museum für Graffitikunst. Er tauchte schon in Kinofilmen (u. a. "Die Unfassbaren"), Musikvideos und Serien auf.

Ein Bezirksrichter in Brooklyn gab den Künstlern, die die Klage eingereicht hatten, recht und erkannte, dass 45 der 49 Bilder von einem Immobilienentwickler "fälschlicherweise und absichtlich" zerstört wurden, um an der Stelle Hochhäuser mit Luxusapartments zu errichten, berichtet die "New York Times".

Gesetz von 1990 schützt Rechte von Künstlern

21 Graffitikünstler hatten den Besitzer des Grundstücks geklagt. Kunstwerke wie 5 Pointz sind unter dem US-Gesetz Visual Rights Act geschützt. Das Gesetz aus dem Jahr 1990 schützt die Rechte von Künstlerinnen und Künstlern, selbst wenn jemand anderer das physische Kunstwerk besitzt. Bevor sie 2014 verschwanden, wurden die Wandgemälde zu einer Touristenattraktion, die täglich Tausende anzog.

Ohne Ankündigung

Dem Urteil war laut ORF im November des Vorjahres ein dreiwöchiger Prozess vorausgegangen. Das Verfahren sei in Zusammenhang mit der dramatisch voranschreitenden Gentrifizierung des Stadtteils Brooklyn zu sehen. Die Künstler hatten einst gehofft, die Immobilie kaufen zu können, bevor ihr Wert auf über 200 Millionen Dollar stieg.

Der Besitzer räumte zwar ein, den Künstlern den Gebrauch der Gebäudewände erlaubt zu haben, es sei aber immer klar gewesen, dass sie eines Tages abgerissen werden. Weil er den Künstlern ersparen habe wollen, zusehen zu müssen, wie ihre Werke Stück für Stück zerstört werden, seien die Graffiti ohne Ankündigung übermalt worden. (simo, 13.2.2018)