Die "Bananenschnecke" Ariolimax columbianus aus Nordamerika hat bei Sex eine unschöne Angewohnheit.

Foto: Benjamin Reise

Görlitz – Schnecken von fremden Kontinenten reisen offenbar in Importgütern für die Floristik nach Europa ein. Ein internationales Team entdeckte verschiedene nicht-heimische Schneckenarten aus Nordamerika, die mit der Einfuhr von Salal, einem Bindegrün für Blumensträuße, nach Schweden gelangten. Die Wissenschafter empfehlen, den Import von Zierpflanzen nach Europa stärker zu kontrollieren, um die Gefahr durch potentielle neue invasive Arten zu verringern.

Um Sträußen mehr Volumen zu geben, wird den Blumen häufig das Bindegrün Salal beigefügt. "Dieser hübsche ‚Füller’ aus der Gattung der Scheinbeeren kann es aber ‚in sich haben’", erklärt Heike Reise vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Koautorin der Studie. Gemeinsam mit einem internationalen Team hat die Görlitzer Malakologin im Rahmen des Langzeitprojektes "Synantrope Schnecken und Nacktschnecken" mehrere Schnecken untersucht, die in verschiedenen schwedischen Blumengeschäften zwischen oder in unmittelbarer Nähe von Salal-Lieferungen gefunden wurden.

Große gelbe "Bananenschnecke" mit...

"Es handelt sich hierbei um die nicht-heimischen Arten Ariolimax columbianus und Prophysaon foliolatum", so Reise. Sowohl die Pflanze, als auch die Schnecken stammen ursprünglich von der Pazifikküste Nordamerikas. Die Nacktschnecke Ariolimax columbianus wird aufgrund ihrer Größe und gelblichen Färbung auch häufig als "Bananenschnecke" bezeichnet und ist mit bis zu 25 Zentimetern die größte landlebende Schnecke Nordamerikas.

... ungewöhnlichem Verhalten

Zudem sind Bananenschnecken für ein merkwürdiges Verhalten bei der Paarung bekannt: In etwa fünf Prozent der Fortpflanzungsakte knabbert ein Geschlechtspartner, nach der Übertragung der Samenpakete mit Hilfe seiner Raspelzunge, den noch in der Vagina steckenden Penis des anderen Partners ab und frisst ihn auf.

Auch die zweite entdeckte Spezies kann was Ausgefallenes: "Die Schneckenart Prophysaon foliolatum ist nun erstmalig in Europa aufgetaucht", erläutert Reise. Ihre Fähigkeit zur Selbstamputation des Hinterleibs bei einem Angriff brachte den Tieren den Beinamen "taildropper" ein.

Beide Arten leben in erster Linie am Boden feuchter Küstenregenwälder entlang der Westküste Nordamerikas. "Genau dort gedeiht Salal als üppiger Unterwuchs und wird in riesigen Mengen in Wäldern geschnitten. Wir gehen davon aus, dass hierbei gelegentlich auch die Schnecken mitgenommen und verpackt werden. Unsere und weitere Funde der nordamerikanischen Arten tauchten immer im Zusammenhang mit dem Bindegrün auf – dies bekräftigt unsere Hypothese", meint die Wissenschaftlerin. Begünstigend für die unabsichtliche Einfuhr sind die "schneckenfreundlichen" Transport- und Lagerbedingungen der Pflanzen.

Mehr Kontrolle

Während viele europäische landlebende Schneckenarten, wie beispielsweise die Rote Wegschnecke oder der Tigerschnegel, bereits erfolgreich Populationen in Nordamerika etabliert haben, ist die Einfuhr in die entgegengesetzte Richtung bisher weniger bekannt. Um einer Invasion dieser Tiere entgegenzuwirken, empfehlen die Forscher, den aufgezeigten Transportweg zukünftig besser zu kontrollieren.

Während dies in den USA und Australien schon sehr gründlich geschehe, müsse diesbezüglich in Europa noch nachgerüstet werden. "Zumal die untersuchten Arten relativ auffällig und groß sind; es ist gut anzunehmen, dass viele andere, kleinere Organismen unbemerkt über diese Route nach Europa gelangen", so Reise. (red, 13.2.2018)