Ein Treffen.

Madrid – Fußball, das ist eine Binsenweisheit, welche sich Gertrude Stein nie hätte träumen lassen, ist ab einem gewissen Niveau nicht Fußball, nicht Fußball, nicht Fußball. Sondern Gockelei.

Ungewiss, wann Männerschönheit derart in den Mittelpunkt des hochklassigen Kickens geraten ist; wahrscheinlich war's der metrosexuelle David Beckham, der Spice Boy mit dem auch bei Real hochgeschätzten rechten Patscherl.

Sicher aber ist, dass Cristiano Ronaldo und Neymar da Silva Santos Júnior, die mit Lionel Messi derzeit Ballbesten der Welt, nicht nur ballesterisch gemessen werden im Achtelfinalhinspiel der Champions League in Madrid zwischen Real und Paris St. Germain. Sondern auch daran, wer – Spieglein, Spieglein an der Wand – der Schönste sein wird.

Dass beide ihre ohnehin herausragenden Teams auch sportlich anführen, ist unbestritten. Aber beide Wohlgeformten sind auch diesbezügliche Selbstpräsentationsmeister. Und dabei sehen sie oft auch ab von ihren inneren Werten. Unlängst präsentierte sich etwa der Brasilianer Neymar in seiner Social-Network-Identität halbert nackert, bedeckt nur mit einem knappen Designerhandtuch. Solcherart könnte der Achtelfinalschlager fast in den Schatten des Spieglein-Spieglein-Duells gerückt werden.

Auch auf dem Platz

Madrid spielt daheim, und der schöne Ronaldo ist wieder in Hochform. Nach einer für ihn untypischen Flaute zu Saisonbeginn, hatten ja einige bereits den schleichenden Niedergang des inzwischen 33-Jährigen prophezeit. In den letzten vier Ligaspielen traf der Weltfußballer dann allerdings doch wieder siebenmal. An der gelungenen Generalprobe am Wochenende gegen Real Sociedad San Sebastian (5:2) hatte der Europameister mit drei Toren maßgeblichen Anteil.

Auf der anderen Seite ist Handtuchgeck Neymar zweifellos auf Augenhöhe mit dem Beau aus Madeira. Im französischen Ligaalltag wirkt er fast unterfordert. In 18 Spielen traf er 19-mal, in den sechs Gruppenspielen der Champions League sechsmal.

"Große Lust"

Nun bietet sich im Achtelfinale gegen den Titelverteidiger die Möglichkeit, auf der großen Bühne zu brillieren. "Das sind die Spiele, auf die man das ganze Jahr hinarbeitet. Ich habe große Lust darauf."

Solche Duelle braucht er auch, um die Marke Neymar entsprechend zu stärken. Den FC Barcelona hat er im Vorjahr für die wahnwitzige Ablöse von 222 Millionen Euro verlassen, um aus dem Schatten von Messi zu treten. Dass er bei der Weltfußballerwahl bislang nicht in die inzwischen zehnjährige Ära von Messi und Ronaldo einbrechen konnte, wurmt gehörig. (sid, red, 13.2.2018)