Der Innenpolitiker der "Krone", Claus Pándi, hat recht: "Bei aller Kritik am ORF. Für einen Vizekanzler der Republik Österreich ist das kein Stilmittel". H.-C. Strache hat einen Post veröffentlicht, in dem er ein Bild von Armin Wolf mit diesem Zusatz versehen hat: "Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden."

Pándi fällt in letzter Zeit mit leise kritischen Anmerkungen (auf Twitter) zur türkis-blauen Regierung auf, während seine Zeitung, die "Krone", in ihrer Verehrung für Kurz, Strache, Hofer und Co nur noch von Fellners "Österreich" übertroffen wird.

Strache und seine FPÖ fahren derzeit eine Doppelstrategie. Einerseits versucht Strache die braune Flüssigkeit wegzuwischen, die aus den Mensurnarben jener Burschenschafter hervorquillt, die die Macht in der FPÖ übernommen haben. Immerhin hat er es gewagt, am Burschenschafterball in seiner Rede zu sagen, wer ein Antisemit sei, der könne aufstehen und gehen. Außerdem hat die FPÖ eine Historikerkommission angekündigt, die die Geschichte der FPÖ, eine Gründung von Exnazis, aufarbeiten soll (ohne Burschenschaften).

Andererseits versucht die kleinere Regierungspartei unter dem dröhnenden Schweigen des Kanzlers Sebastian Kurz, kritische Medien und vor allem den ORF in die Unterwerfung zu prügeln. Karl Kraus hat das vor 100 Jahren die "verfolgende Unschuld" genannt: Ein aggressiver Täter gibt sich als armes Opfer aus, diesmal als Opfer der "linken Journalisten".

Dennoch muss man in dem Zusammenhang über die Rolle des Journalismus reden. Der rechte Spin von den "linken Journalisten" verfängt bei nicht wenigen Zeitgenossen. Das ist aber ein Missverständnis. Erstens sind die Massenzeitungen, vor allem die "Krone", rechts bis ultrarechts. Deren Erfolg erklärt sich auch dadurch, dass Österreich ein strukturell "rechtes" Land ist. Autoritäres Denken, konservatives Beharren, mangelnde Weltoffenheit, Obrigkeitsgläubigkeit sind immer noch sehr stark bei uns.

Journalismus, guter Journalismus, hat aber etwas Aufklärerisches, Emanzipatorisches, Weltoffenes. Wer es gewohnt ist, einer Sache auf den Grund zu gehen, ist nicht links, sondern einfach professionell.

Es gibt jede Menge bürgerlicher, konservativer Journalisten, auch solche mit katholischem Hintergrund, die in diesem Sinn "liberal" sind. Jedenfalls liberaler als viele ihrer Leser. Aber sie sind nicht in dem primitiven Sinn "links".

Es ist ein Unterschied zwischen "konservativ", eventuell auch "rechtskonservativ", und rechtsextrem oder gar neonazistisch. Die große Mehrheit unserer eher konservativen Landsleute will mit diesen Extremen nichts zu tun haben. Sie merken es nur oft nicht, wenn die Grenze überschritten ist. Aber jetzt beginnt sich herumzusprechen, dass die FPÖ von einer geheimbündlerischen, extrem rechten Sekte, eben den Burschenschaften, übernommen wurde. Das ist der Grund, warum Strache, Hofer, Gudenus und Co (alles Burschenschafter) in Panik geraten sind. Und warum sie den ORF und andere kritische Medien wie verrückt attackieren. (Hans Rauscher, 13.2.2018)