Wien – Für das wohl umstrittenste Autobahnteilstück in Österreich, den S1-Lückenschluss zwischen Süßenbrunn und Schwechat inklusive Lobautunnel um mindestens 1,9 Milliarden Euro, können heuer bestenfalls kleinere Vorarbeiten beginnen. Die Hauptarbeit am letzten fehlenden Stück des Regionenrings um Wien wird erst 2020 starten – sofern das Bundesverwaltungsgericht die Umweltverträglichkeitsprüfung nicht aufhebt. Die Untertunnelung der Donau und des Naturschutzgebiets sollte dann 2027 fertig sein.

Die Arbeit wird dem staatlichen Autobahnbauer Asfinag trotz dieser Verspätung nicht ausgehen. Denn abseits der großen und finanziell anspruchsvollen Neubauprojekte wie Linzer Stadtautobahn (A26), Nordautobahn-Verlängerung (A5 Drasenhofen bis Staatsgrenze) und Fürstenfelder Schnellstraße (S7) gibt es jede Menge Straßentunnels, die zweite Röhren und neue Sicherheitseinrichtungen bekommen: allen voran die Pyhrnautobahn (A9) mit Tunnelkette Klaus, Gleinalm- und Plabutschtunnel, die Südautobahn (A2) mit Gräberntunnel sowie die Nordumfahrung Klagenfurt und die A11 mit der zweiten Röhre für den Karawankentunnel. Ende des Jahres soll es dann nur noch fünf "Einarmige" geben; derzeit sind noch elf Schnellstraßentunnels einröhrig.

Die dazugehörigen Investitionen gaben die Asfinag-Führung und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) für heuer mit 1,1 Milliarden Euro an. Rund die Hälfte davon fließt in den Neubau und in zweite Tunnelröhren, weitere 500 Millionen in die Erneuerung und Instandhaltung bestehender Straßen. Um weitere 100 Millionen Euro werden die Mauttechnik sowie die Datenleitungen aufgerüstet.

Akustisches Tunnelmonitoring ausgebaut

"Jeder zweite Euro wird in Verkehrssicherheit investiert", lobte der Verkehrsminister: "30 Tunnelanlagen werden ausgebaut und auf den neuesten Stand gebracht." Das akustische Tunnelmonitoring (Akut) mit intelligenten Mikrofonen etwa wurde bereits in 17 Tunnels eingebaut. Es meldet auffällige Geräusche wie einen Aufprall und schlägt automatisch Alarm.

Die Asfinag will vor allem in Straßentunnels bei Autobahnen investieren.
Foto: APA / dpa / Josef Reisner

Im Gegensatz zur Bahn, die Jahr für Jahr doppelt so viel in den Ausbau investiert, nimmt die Asfinag einen Großteil ihrer Ausgaben mit Lkw-Maut und Pkw-Vignetten selbst ein, trägt ihren rund zwölf Milliarden Euro hohen Schuldenberg in dünnen Scheibchen ab und liefert auch noch eine Dividende an den Staat ab.

Höhere Mauteinnahmen

Für Einnahmen ist gesorgt: Die Wirtschaft brummt und mit ihr das Verkehrsaufkommen und die Mauteinnahmen. Im Vorjahr sei das Schwerverkehrsaufkommen (Lkws über 3,5 Tonnen) um etwas mehr als drei Prozent gestiegen, sagte Asfinag-Finanzvorstand Klaus Schierhackl. Jenes im Personenverkehr sei etwas schwächer gewesen. Die Asfinag sei mit 30 Prozent Eigenkapitalquote "wirtschaftlich sehr stabil".

Während der Verkehrsminister bei Teststrecken für Tempo 140 aufs Tempo drückt – eine soll auf der Westautobahn in Oberösterreich eingerichtet werden –, gab er sich hinsichtlich der Neubesetzung des Asfinag-Aufsichtsrats wortkarg. Er suche geeignete Personen, die ein klares Bekenntnis zum Unternehmen abgeben und bereit sind, Zeit zu investieren. Daher sei das bei der ÖBB auch keine "monochrome" Umfärbung. Da eine außertourliche Umbesetzung wie bei der ÖBB offenbar nicht vorgesehen ist, hat er noch ein bisschen Zeit: Die Bilanz liegt üblicherweise im April vor, frühestens fünf Wochen danach findet die Hauptversammlung statt. (ung, 14.2.2018)