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Greg Brandt ist stolz. Bei Koreas Eishockey-Vorrundenspiel gegen Schweden (0:8) sitzt der US-Amerikaner im Publikum. Er trägt ein Trikot des vereinten koreanischen Teams mit der Nummer 23 und dem Namen Park Yoon-jung auf dem Rücken. Park Yoon-jung, die ansonsten Marissa Brandt heißt, ist gebürtige Südkoreanerin. Die 25-Jährige ist Greg und Robin Brandts Adoptivtochter. Korea hat nichts mit der Entscheidung im Turnier zu tun. Aber darum geht es ohnehin nicht. "Es ist größer als Eishockey", sagt Marissa. "Wir sind eins", riefen die Zuschauer bei den zwei bisherigen Matches des Teams, in dem Süd- und Nordkoreanerinnen spielen.

Greg Brandt wird wohl trotzdem eine Medaille seiner Tochter bejubeln dürfen. Marissa ist nicht seine einzige Tochter, die beim olympischen Eishockeyturnier dabei ist. Hannah Brandt (24), seine leibliche Tochter, spielt für den Titelanwärter USA.

Jahrelang hatte sich der Kinderwunsch von Greg und Robin Brandt aus Minneapolis nicht erfüllt. Also entschlossen sich die beiden zu einer Adoption. Die Wahl fiel auf ein Baby aus Südkorea – auch weil Gregs Schwester schon zwei Buben aus diesem Land adoptiert hatte. Sie nannten das vier Monate alte Baby Marissa. Zwei Wochen, bevor es in den USA ankommen sollte, wurde Robin plötzlich doch noch schwanger. Greg Brandt verspürte plötzlich "die Freude, Zwillinge zu haben". Die beiden Mädchen probierten sich zunächst im Eiskunstlauf, ehe Hannah im Alter von fünf Jahren zum Eishockey wechselte. Marissa tat es ihrer jüngeren Schwester ein paar Jahre später gleich. "Niemand hätte gedacht, dass wir einmal beide bei Olympia spielen", sagt Hannah. Noch dazu in verschiedenen Teams.

Per E-Mail zu den Spielen

Für das US-Team wäre Marissa wohl nicht gut genug gewesen. Also schrieb Marissa, kurz nachdem bekannt wurde, dass Pyeongchang die Spiele 2018 ausrichten würde, ein E-Mail an den koreanischen Eishockeyverband, in dem sie sich für das Nachwuchsteam des Landes empfahl. Marissa wurde aufgenommen. Den Vornamen Yoon-jung, den sie auf ihrem Trikot trägt, hat ihr ihre leibliche Mutter gegeben. "Der Name ist nicht sehr verbreitet in Korea", sagt Marissa, die darauf hofft, dass ihre koreanische Mutter auf sie aufmerksam werden und sich bei ihr melden könnte. "Ich würde weinen", sagt Marissa, sollte sie ihre Mutter tatsächlich treffen.

Auf ihre Schwester wird Marissa im Turnier nicht treffen. Koreas Vorrunden-Aus ist schon besiegelt. Hannah strebt mit den USA indes die Goldmedaille an. Marissa würde im Finale dann sicher auf der Tribüne sitzen. Ebenso wie Vater Greg. Dann mit einem US-Trikot mit der Nummer 20 und dem Namen Brandt darüber. (rie, sid, Reuters, 13.2.2018)