Die alten Garnituren der Badner Bahn, noch bei SGP in Simmering erzeugt, will die Wiener Lokalbahn möglichst bald aus dem Verkehr ziehen.

Foto: WLB / Thomas Jantzen

Wien – Die ohnehin mit fast ein Jahr Verspätung dahinzuckelnde Beschaffung von "Tram-Bahn"-Triebfahrzügen für die "Badner Bahn" kommt noch später. Das Verwaltungsgericht Wien hat am Mittwoch entschieden, dass der Betreiber der Badner Bahn, die Aktiengesellschaft der Wiener Lokalbahnen (WLB), das 2016 angestoßene Vergabeverfahren widerrufen und eine neue Ausschreibung durchführen darf.

Das erfuhr der STANDARD nach der Verhandlung. Begründet wurde die Zulässigkeit des Widerrufs vom Gericht mit dem Mangel an Anbietern. Übrig geblieben war nach mehr als eineinhalb Jahren Verhandlungsverfahren nämlich nur ein Anbieter: die Bietergemeinschaft aus der schweizerischen Stadler Rail und dem Elektronikausrüster Kiepe Electric.

Kleine Stückzahl kommt teurer

Siemens hatte sich rasch zurückgezogen, nachdem klar war, dass sich die Modifikation ihrer Fahrzeugmodellreihen für die gewünschte Mischung aus Straßenbahn und Regionalzug aufgrund der niedrigen Stückzahl wirtschaftlich nicht rechnet.

Ähnlich ist es beim kanadischen Konkurrenten Bombardier. Auch er hatte sich verpflichtet, ein Last-and-final-Offer legen zu wollen, dazu kam es aber nicht mehr. Die WLB widerrief das Vergabeverfahren, als absehbar war, dass nur Stadler/Kiepe ein verbindliches Angebot legen würde. Das Nachprüfungsverfahren beim Verwaltungsgericht entschied die WLB nun für sich, bestätigte das im Eigentum der Stadt Wien stehende Unternehmen. Man wolle mit der neuen Ausschreibung Ende Februar beginnen.

Halb Bim, halb Triebzug

Die Problemstellung dieser Fahrzeugbeschaffung, deren Volumen auf 50 bis 60 Millionen Euro taxiert wird, ist damit aber nicht einfacher geworden. Die WLB braucht nach wie vor eine sehr spezielle "Tram-Bahn" die ab Wien-Oper auf Straßenbahnschienen und ab der Wiener Stadtgrenze bis Baden auf einem Regionalzug-Gleiskörper fahren kann.

Branchengerüchte, wonach das Verfahren gestoppt wurde, um einen neuen Auftrag mit größerer Stückzahl an Bombardier vergeben zu können, wurden stets bestritten, sie leben nun wieder auf. Denn die WLB hatten den Widerruf vor Gericht unter anderen damit begründet, dass man eine größere Stückzahl brauchen werde und alte Fahrzeuge früher aus dem Verkehr gezogen werden müssten. Wie sich das ausgehen soll mit einer neuen Ausschreibung blieb unklar.

Nicht zu halten sein dürfte der ursprünglich angestrebte Auslieferungstermin für bis zu 18 Triebfahrzeuge (zwölf plus sechs Stück) im Jahr 2020. Damit wackelt auch die in Aussicht gestellte Verdichtung der Zugintervalle auf einen Siebeneinhalb-Minuten-Takt. Finanziert wird der Fahrzeugkauf zu je 40 Prozent von den Bundesländern Wien und Niederösterreich, den Rest zahlt die WLB. (Luise Ungerboeck, 15.2.2018)