Den Haag – Mit dem Tod von Ruud Lubbers geht für viele Niederländer eine Ära zu Ende: Der frühere Ministerpräsident starb am Mittwoch im Alter von 78 Jahren in Rotterdam. "Die Niederlande verlieren einen Staatsmann von großem Format, einen überzeugten Europäer", sagte Ministerpräsident Mark Rutte. Der Christdemokrat war von 1982 bis 1994 Ministerpräsident.

Lubbers galt als Mann des Kompromisses, der mit Atomwaffengegnern ebenso reden konnte wie mit Wirtschaftsbossen. Er regierte sowohl mit den Rechtsliberalen als später auch mit den Sozialdemokraten. Seine pragmatische "No-Nonsense-Politik" half dem Land damals aus einer schweren Wirtschaftskrise.

Allerdings schrieb man seinem Hang zu Kompromissen auch Nachteile zu: Lubbers scheute sich oft vor einer klaren Sprache: "Lubbersch" wurde das genannt.

Die politische Karriere des 1939 geborenen Katholiken – eines von elf Kindern – begann 1971 als Wirtschaftsminister. Ihren Höhepunkt fand sie am 1982 als Regierungschef. 1994 scheiterte seine Bewerbung für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten, ein Jahr später wurde auch die als Nato-Generalsekretär verhindert.

Seit 2001 Chef des UN-Flüchtlingshochkommissariats, endete seine Karriere mit einem Skandal: 2005 musste er wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung von Frauen zurücktreten. (APA, 14.2.2018)