München – Ein Exemplar der berühmten historische Karte aus dem 16. Jahrhundert in der Bayerischen Staatsbibliothek, auf der erstmals der Name "America" verwendet wurde, hat sich als Fälschung entpuppt. Bei der sogenannten Waldseemüllerkarte handle sich nicht um ein Original, sondern um die Kopie eines Exemplars, das sich an der Universität von Minnesota befindet, teilte die Staatsbibliothek am Donnerstag mit. Es dürfte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angefertigt worden sein.

Die Kopie wurde 1990 für zwei Millionen D-Mark erworben.
Foto: Bayerische Staatsbibliothek

Benannt ist die Karte, die 1507 in mehreren Ausführungen angefertigt wurde, nach Martin Waldseemüller (1470-1522), einem deutschen Kartografen der Renaissance. Er erstellte Anfang des 16. Jahrhunderts die erste Weltkarte, auf der die Landmassen im Westen nach Amerigo Vespucci mit dem Namen "America" bezeichnet wurden.

Ankauf 1990

Während von der großen Weltkarte heute nur noch ein einziges Exemplar bekannt ist, das sich seit 2007 in der Library of Congress in Washington D. C. befindet, sind von der kleineren Segmentkarte, die sich zu einem Globus falten lässt, nach bisherigem Wissensstand sechs Exemplare erhalten. Die Bayerische Staatsbibliothek hat 1990 eines davon für zwei Millionen D-Mark erworben.

Das einzige bekannte Exemplar der großen Waldseemüller-Weltkarte befindet sich heute in Washington, D. C.
Foto: Library of Congress

Der Verdacht einer Fälschung kam nun auf, als ein weiteres Exemplar beim Auktionshaus Christie's in London angeboten wurde. Vor der Versteigerung verglich das Auktionshaus die Karte mit dem Dokument in München. Dort folgte dann eine materialwissenschaftliche Untersuchung. Das Ergebnis: Beide Karten sind keine Originale, sondern Kopien des Exemplars in Minnesota. (red, APA, 15.2.2018)