Das 850 Jahre alte Schloss bei Wels hat schon bessere Tage gesehen.

Foto: Uwe Sailer

Wien/Wels – In etwas mehr als zwei Wochen soll im oberösterreichischen Wasserschloss Aistersheim der Kongress der Verteidiger Europas, der von der rechtsextremen Postille "Info-Direkt" organisiert wird, über die Bühne gehen. Nach einer langwierigen Suche nach einem Veranstaltungsort – eine Reihe von Lokalitäten wollte nicht am Rechtsextremismus anstreifen – hatten sich die Veranstalter für das über 850 Jahre alte Schloss entschieden.

Feuerbeschau mit Mängeln

Das Gebäude, das von außen einer Festung gleicht, soll aber schon einige Mängel aufweisen, wie der Bürgermeister von Aistersheim, Rudolf Riener (ÖVP), dem STANDARD bestätigt. "Baurechtlich wird das natürlich immer wieder überprüft", sagt Riener, "bei einer Feuerbeschau letzten Herbst sind uns schon einige Mängel aufgefallen, zum Beispiel bei den Kaminen."

Idyllisch gelegen, aber teils schon bröckelnd: das Schloss, wo sich selbsternannte Verteidiger Europas treffen wollen.
Foto: Sailer

Riener wurde vom Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ), das als überkonfessioneller und überparteilicher Verein die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen vertritt, darauf hingewiesen, dass das Schloss ein "Risikobau" sei. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi denkt, dass es "für Veranstaltungen offensichtlich ungeeignet ist". Zugrunde liegen dieser Annahme Fotos des pensionierten Kriminalbeamten und Datenforensikers Uwe Sailer, der einen Lokalaugenschein beim Schloss vorgenommen hat. Sailer, der immer wieder antifaschistische Recherchen durchführte, die die FPÖ in Bedrängnis brachten, hat auch eine Ausbildung zum Kunsttischler absolviert. Im Zuge dessen lernte er Bauwerkskunde.

"Herabbröckelnde Gewölbeteile"

Er berichtet, selbst "von herabbröckelnden Gewölbeteilen getroffen" worden zu sein. Das Bauwerk mache einen "erbärmlichen Eindruck", es soll "zahlreiche gravierende Baumängel" geben. Der Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Aussteller und Veranstalter im Schloss Aistersheim, Heinrich Birnleitner, war für den STANDARD nicht für eine Stellungnahme zu Sailers Behauptungen erreichbar.

Der Innenhof des Schlosses.
Foto: Sailer

Der Kongress gilt als Vernetzungstreffen von europäischen Rechtsextremen. Vor zwei Jahren wurde die erste Kongressauflage der Verteidiger Europas, bei der auch der heutige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) aufgetreten ist und Journalisten als "Gesinnungsstasi" bezeichnet hat, in den Linzer Redoutensälen abgehalten. Diese wurden vom Land Oberösterreich vermietet, an dem es heftige Kritik gab. Mit dem Wasserschloss Aistersheim hatte die Veranstaltung einen privaten Vermieter gefunden.

Bürgermeister soll "alle Möglichkeiten ausschöpfen"

Über die Argumentation eines "Risikobaus" wollen Antifaschisten nun die Abhaltung des Treffens verhindern. "Die Bevölkerung von Aistersheim hat sich nicht verdient, dass ihr Ort als Treffpunkt von Ewiggestrigen in Verruf gerät", sagt Robert Eiter vom Netzwerk gegen Rassismus. Er fordert, dass "Bürgermeister und Bezirkshauptmann alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen" sollen.

Der Bürgermeister nimmt Sailers Fotodokumentation durchaus ernst: "Wir werden das sicher nicht ignorieren", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD, "wir schauen uns das genau an und haben es auch schon an das Bezirksbauamt Wels weitergeleitet." Clubbings und ähnliche Events habe es "schon seit Frühling 2017 nicht mehr gegeben", so Riener, "aber für den Kongress bedarf es keiner Genehmigung, da ist jetzt der Schlossbesitzer Heinrich Birnleitner alleine verantwortlich". (Colette M. Schmidt, Fabian Schmid, 15.2.2018)