Zwei Hasen, zwei Farben, eine Art: Schneeschuhhasen in den USA.

Foto: L. Scott Mills/Bernard

Wien – Durch den Klimawandel werden die Tage mit schneebedeckter Landschaft seltener. Tiere wie Schneehasen und -hühner verzichten daher zunehmend auf ihre weiße Garderobe. Zonen, in denen heute weiße und braune Individuen im Winter vorkommen, seien für die Anpassung der Tiere an zukünftiges Klima besonders wichtig und schützenswert, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Science".

Weltweit kennt man 21 Arten von Säugetieren und Vögeln, die ihr Fell oder Federkleid farblich der Jahreszeit anpassen, um besser getarnt zu sein, so die Forscher um Scott Mills von der University of Montana. Vier davon leben auch in Österreich, erklärte Koautor Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien: Schneehase, Schneehuhn, Hermelin und Mauswiesel.

Polymorphe Populationen

"In Teilen ihres Verbreitungsgebietes verzichten die Vertreter der Arten aber auf die weiße Umfärbung und bleiben auch im Winter braun, wie etwa Hermeline im Süden der USA oder Schneehasen in Irland", so Mills. Dies sei eine genetische Anpassung, um die Tarnung in Gebieten mit zunehmend spärlicher Schneedecke zu erhalten. In vielen Gebieten werden aber die "Weißphasen" bei den Tieren nur kürzer und verschwinden nicht ganz.

Bei manchen Arten gibt es "polymorphe" Populationen, wo ein Teil der Tiere im Winter braun bleibt, und ein Teil zur weißen Tarnung wechselt. Weltweit betrifft dies vier Arten von Schneehasen und drei von Schneewieseln sowie Polarfüchse. In Österreich weiß man dies von Mauswieseln, sagte Hackländer: Im Flachland ist die braune Winterfarbe vorherrschend, im Gebirge kommen mit zunehmender Höhe immer mehr winterweiße Individuen vor. Die stets braunen Individuen seien besser an kürzere Winter angepasst. "Durch sie sind diese polymorphen Populationen darauf vorbereitet, eine rasche Evolution in Richtung Winterbraun anstelle von Weiß zu fördern, wenn sich das Klima ändert, so der Forscher.

Fehlende Schutzgebiete

Aktuell liegen die für die Anpassung an die globale Erwärmung so wichtigen polymorphen Zonen nur zu einem Bruchteil (fünf Prozent) in Schutzgebieten. Hier sollte man nachbessern, schreiben die Forscher. Hackländer: "Um die betroffenen Arten zu erhalten, bedarf es mehr Schutzgebieten in diesen Regionen, und man sollte die jagdliche Entnahme einschränken". Wenn man aber nicht gleichzeitig die Kohlendioxidemissionen weltweit reduziert, würden die Klimaeffekte die Fähigkeiten vieler Arten zur Anpassung überfordern, so Mills.

Die unterschiedlichen Fellfarben seien letztlich nur eines von vielen Merkmalen, die die Fitness der Tiere in Zeiten des Klimawandels beeinflussen. An Kälte angepasste Tiere müssen zum Beispiel im Winter große Wärmeabgabe vermeiden, was oft über die Reduktion ihres Stoffwechsels passiert, berichtet Hackländer. Auch hier seien wohl genetische Veränderungen nötig, die aber nicht so einfach zu verfolgen sind, wie der Wechsel der äußerlichen Farbe. (18.2.2018)