Eine effiziente Abführung der Betriebswärme und ein möglichst leiser Betrieb. Das sind zwei Problempunkte, wenn es darum geht, einen Gaming-Rechner zusammen zu stellen. Die Schwierigkeit: Ihre Lösungen kommen sich mitunter in die Quere. Denn Ventilatoren erzeugen mitunter einigen Lärm. Schallgedämmte Gehäuse oder Flüssigkeits-Kühlsysteme sind teuer.

Praktisch lautlosen Betrieb durch Verzicht auf aktive – sprich: stromfressende – Kühlmaßnahmen verspricht nun das Unternehmen Compulab. Der kompakte Gaming-Rechner "Airtop2 Inferno" soll ganz ohne Ventilatoren oder Liquid Cooling auskommen, obwohl starke Hardware in Form eines Core-i7-Prozessors und einer GTX 1080-Grafikkarte an Bord ist. Es sind Zweifel angebracht.

Foto: Compulab

Grafik, CPU und Netzteil passiv gekühlt

Die GTX1080-Modell ist Nvidias Consumer-Flaggschiff unterhalb der "Titan"-Reihe und weist als solche die höchste Stromaufnahme auf. Je nach Ausstattung wird diese mit Maximal 180 bzw. 250 Watt (Ti) ausgegeben. Der angegebene Prozessor, ein (übertaktungsfreundlicher) Intel Core i7-7700K wird mit einem TDP von 91 Watt bemessen. Und selbst das Netzteil soll lüfterlos laufen.

Auch bei der restlichen Ausstattung will man nicht knausern. Zwei USB 3.1-Ports und sieben USB 3.0-Anschlüsse verspricht man ebenso wie Konfigurationsmöglichkeiten mit bis zu 64 GB RAM sowie mehreren SSDs und Festplatten, zumal die Basis eigentlich eine Workstation ist. Ihre Gaming-Schwester soll allerdings ein optimiertes Gehäuse erhalten, das "optimierte Durchlüftung" bieten soll, um in Kombination mit entsprechenden Heatsinks eine Kühlung ohne Ventilatoren zu erlauben. Teil davon ist ein "geripptes" Gehäuse, das sich ästhetisch gut ins bestehende Angebot am Markt für Gaming-PCs einfügt.

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Die Produktion des "Inferno" will das Unternehmen ab 24. Februar per Kickstarter-Kampagne finanzieren. Dass trotz der Konzeption keine Komponenten untertaktet sind, will man mit Screenshots von Grafikleistungs-Benchmarks belegen.

Verdächtig

So verlockend die Idee wirkt, so sehr sind allerdings auch Zweifel angebracht. Etablierte Hersteller von Grafikkarten statten diese entweder mit leistungsfähigen Lüftern oder Flüssigkühlung aus. In ersterem Falle werden unter hoher Last trotzdem oft Temperaturen von 70 Grad oder mehr erreicht. Die erzeugte Abwärme ganz ohne aktiver Kühlungslösung in einem für die Komponenten "gesunden" Maße zu halten, ist folglich alles andere als eine leichte Aufgabe.

Foto: Compulab

Zudem weckt das Konzept eines komplett passiv gekühlten Gaming-Rechners Erinnerungen an das Projekt "Silent Power". Ein (kurz darauf verschwundenes) Startup namens Fusion Tech versprach, dabei die Herstellung eines Gaming-PCS – damals mit Core-i7 und GTX 760 – der dank eines teilweise auf Kupferschaum bestehenden Kühlkörpers ebenfalls ohne Ventilatoren oder Liquid Cooling auskommen sollte.

Schnell zeigten jedoch Kritiker auf, das der Ansatz physikalisch nicht funktionieren kann und zudem die angesetzte Mindestfinanzierungssumme von 60.000 Euro für die Entwicklung eines eigenen Hardwaredesigns mit CPU und Grafikeinheit auf einer Platine viel zu niedrig sei. Letztlich entfernte die Crowdfundingplattform Indiegogo das Projekt. Kurz darauf startete man ein Crowdfunding auf der eigenen Webseite. Dies endete jedoch abrupt, da der Zahlungsanbieter Paypal das Konto des Unternehmens sperrte. (gpi, 15.02.2018)