Ankara/Damaskus – Die Türkei und die USA haben sich auf eine Verbesserung ihrer derzeit wegen Meinungsverschiedenheiten zu Syrien angespannten Beziehungen geeinigt. Die Außenminister hoben am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Bedeutung eines guten Verhältnisses der beiden NATO-Partner hervor, blieben bei den konkreten Schritten zur Überwindung ihrer Differenzen aber vage.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sprach von einem "Mechanismus" für weitere Gespräche und von einem weiteren Treffen Mitte März. Sein US-Kollege Rex Tillerson sagte, beide Staaten seien daran interessiert, die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu besiegen und stabile Verhältnisse in Syrien zu sichern. Außerdem verwies er auf das legitime Recht der Türkei auf sichere Grenzen. Zugleich forderte er sie auf, jede weitere Eskalation zu verhindern.

Beide Staaten liegen im Streit wegen ihres militärischen Engagements in Syrien, wo sie teils gegensätzliche Interessen verfolgen. Die USA unterstützen eine von der kurdischen YPG-Miliz dominierte Streitmacht, die erfolgreich den IS bekämpft. Die Türkei betrachtet die syrische YPG als terroristische Gruppierung und will deren Erstarken an der Grenze verhindern, damit sie nicht der kurdischen Autonomiebewegung in der Türkei Auftrieb gibt.

Warnung vor Zusammenbruch der Beziehungen

Die türkische Armee ist im Norden Syriens einmarschiert und will die YPG aus dem Gebiet Afrin bis hinter den Euphrat vertreiben. Sie kündigte auch einen Angriff auf die Stadt Manbij an, die etwa 100 Kilometer östlich von Afrin liegt. Auch von dort soll sich die YPG nach türkischen Vorstellungen an das Ostufer des Euphrat zurückziehen. Bei Manbij sind auch US-Soldaten stationiert, die die YPG unterstützen. Die türkischen Pläne könnten daher zu einer direkten Konfrontation von Soldaten beider Staaten führen.

Das Gebiet um Manbij könnte aber auch gemeinsam von türkischen und US-Truppen kontrolliert werden, wenn sich die YPG von dort hinter den Euphrat zurückziehe, hieß es in türkischen Regierungskreisen. "Es ist wichtig, wer diese Gebiete regiert und die Sicherheit dort garantiert", sagte Cavusoglu. Tillerson, der auch mit Präsident Recep Tayyip Erdogan gesprochen hatte, erklärte, das Problem Manbij werde Priorität bei den weiteren Treffen haben.

"Wir haben uns darauf geeinigt, unsere Beziehungen zu normalisieren" sagte Cavusoglu. "Dazu müssen sicherlich notwendige Schritte getan werden. Auf beiden Seiten gibt es gewisse Erwartungen", fügte er hinzu. Die türkische Regierung hatte die USA vor dem Besuch Tillersons vor einem völligen Zusammenbruch der Beziehungen gewarnt.

Es sei wichtig, sich darauf zu konzentrieren, wie es nach der Krise nun weitergehe, sagte auch Tillerson, der sich am Donnerstagabend bereits mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayip Erdogan getroffen hatte. "Unsere Ziele in Syrien sind genau die gleichen", sagte Tillerson. Beide Länder wollten den IS bekämpfen und das Land stabilisieren, damit syrische Flüchtlinge in ein demokratisches und vereinigtes Land zurückkehren könnten. Tillerson räumte aber auch ein, dass die USA gegenüber der Türkei Versprechungen gemacht und diese nicht vollständig erfüllt hätte. "Wir werden nicht länger allein agieren, sondern von nun an zusammenarbeiten. Wir werden uns verbünden und an unseren Differenzen arbeiten." (APA/Reuters, 16.2.2018)