Träger des Sichelzellgens haben eine natürliche Resistenz gegen Malaria und entwickeln seltener eine schwere Erkrankung.

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Mehr als 200 Millionen Menschen erkranken jährlich neu an der Tropenkrankheit Malaria, überwiegend in Afrika. Verursacher sind Parasiten, sogenannte Plasmodien, die durch Mückenstiche übertragen werden. Zu den Symptomen der Malaria zählen hohes, wiederkehrendes Fieber, das sich mit fieberfreien Phasen abwechselt, Schüttelfrost sowie Beschwerden des Magen- und Darm-Trakts. Insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren führt die Krankheit häufig zum Tod.

Wissenschafter des Instituts für Tropenmedizin der Universität Tübingen und des Forschungsunternehmens Sanaria Inc. haben nun eine Methode entwickelt, mit der sich Malaria direkt am Menschen erforschen lässt: Freiwillige Probanden werden dafür kontrolliert mit Malariaparasiten infiziert.

Erstmals wurde das Verfahren nun am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) im zentralafrikanischen Gabun in einer klinischen Studie eingesetzt, um die natürlich erworbene Immunität gegen Malaria und die Auswirkung des Sichelzellgens zu untersuchen. Träger des Sichelzellgens, so weiß man, haben eine natürliche Resistenz gegen Malaria und entwickeln seltener eine schwere Form. Die Ergebnisse erschienen kürzlich im American Journal of Tropical Medicine and Hygiene.

Freiwillige Infektion

"Menschen, die wiederholt mit Malaria-Erregern infiziert werden, können dabei eine natürliche Immunität gegen die Krankheit erwerben, dies ist bekannt", erklärt Peter Kremsner, Direktor des Tübinger Instituts für Tropenmedizin. "Allerdings ist das Verständnis der zu Grunde liegenden Mechanismen noch unvollständig", so der Mediziner.

Um die Mechanismen der natürlichen Resistenz durch das Sichelzellgen und der Immunität gegen Malaria zu untersuchen, setzten die Forscherteams die kontrollierte humane Malaria-Infektion ein. Probanden bekamen dabei eine Spritze, die den Malariaerreger Plasmodium falciparum enthielt.

So konnten die Wissenschafter die Infektionsraten und Symptome Erwachsener mit und ohne Sichelzellgen untersuchen. Menschen, die dort ihr Leben lang dem Malariaerreger ausgesetzt sind, gelten im Erwachsenenalter als "semi-immun". Insgesamt wurden die Malariaerreger elf semi-immunen Teilnehmern mit normalem Hämoglobin und neun semi-immunen Probanden mit Sichelzellgen injiziert. Zudem erhielten auch fünf europäische, nicht immune Kontrollpersonen mit normalem Hämoglobin eine Dosis.

Weniger Erkrankungen

Die Testpersonen wurden im Anschluss 28 Tage lang beobachtet, unter anderem wurde ab Tag fünf täglich eine Blutprobe entnommen. Am Ende der Studie erhielten sie ein Malariamedikament, um die Infektion zu beenden. Wie erwartet, verlängerte eine natürlich erworbene Immunität gegen Malaria die Zeit bis zum Auftreten der Erreger im Blut, die Probanden erkrankten später oder ein Teil sogar gar nicht.

Bei Personen mit Sichelzellgen verzögerte sich dieser Zeitpunkt nochmals. Interessanterweise zeigten sich in der Gruppe der Probanden mit Sichelzellgen auch signifikant weniger Malariafälle. "Die Studienergebnisse geben neue Einblicke, wie eine natürlich erworbene Immunität gegen Malaria funktioniert", sagt Bertrand Lell, Direktor des CERMEL. "Die Erkenntnisse sind für die Entwicklung einer Malariaimpfung von Bedeutung", so der Mediziner. (red, 22.2.2018)