"Viele glauben, dass wir Fluglotsen die sind, die auf dem Boden herumstehen und Flugzeuge einweisen. Das stimmt nicht. Wir sitzen im Tower oder vor dem Radarschirm im Controlcenter und lotsen die Maschinen durch den Luftraum. Unsere Hauptaufgabe ist es, dass sie sich sowohl bei Start und Landung, bei An- und Abflug wie auch im Reiseflug nicht zu nahe kommen. Gleichzeitig achten wir darauf, dass jedes Flugzeug unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen so schnell wie möglich von A nach B kommt.

Ich bin Mitte 30 und mache den Job jetzt etwas mehr als zehn Jahre. Auch wenn es kitschig klingt, kann ich immer noch behaupten, dass es mein Traumjob ist. Natürlich ist eine gewisse Routine eingekehrt – aber er ist dennoch immer wieder spannend und abwechslungsreich. Die Lufträume verändern sich, neue Regeln werden eingeführt. Im Winter müssen wir oft Flugzeuge an Flughäfen in die Warteschlange schicken, weil es zu stark schneit – wieder eine ganz andere Arbeit als im Sommer, wenn es in den Bergen schwere Gewitter gibt und die Flugzeuge ausweichen müssen.

Großes Personalproblem

Natürlich bringt der Beruf auch viel Verantwortung mit sich. Wenn wirklich etwas passiert, steht der Fluglotse vor Gericht. Dafür ist die Entlohnung gut. Als Fluglotse in Wien verdient man 3.300 Euro netto Grundgehalt. Dazu kommen Zulagen für Spätschichten, Nachtdienste, Wochenend- oder Feiertagsdienst. Was unser Gehalt ebenfalls aufbessert, sind Überstunden. Die können wir auf freiwilliger Basis, zum Beispiel bei Krankenständen, leisten. Wenn man will, schafft man im Monat ein bis drei Überstundendienste. So steigt das Gehalt, und man verdient netto bis zu 5.000 Euro.

Deshalb weiß ich auch nicht, warum es bei uns so ein großes Personalproblem gibt. Oft spreche ich mit Kollegen darüber. Unsere Vermutung: Die heute 18-Jährigen haben andere Ansprüche, vor allem was Jobflexibilität angeht oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten oder ins Ausland zu gehen. Bei uns arbeitet man nur an einem Standort. Bis zu seiner Pensionierung. Dafür hat man halt einen sicheren Job, weil Fluglotsen in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht einfach wegrationalisiert werden.

Als weiteren Vorteil meines Jobs sehe ich die unterschiedlichen Arbeitszeiten. Wir haben Früh-, Mittel- und Spätschichten, somit habe ich oft vormittags, aber auch nachmittags frei. Ebenfalls gut: Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause. Und wenn ich im Urlaub bin, gehe ich niemandem ab.

400 bis 500 Euro dazuverdienen

Die Ausbildung zum Fluglotsen dauert zwischen drei und vier Jahren. Voraussetzung für die Aufnahme ist ein bestandenes Auswahlverfahren. Da wird räumliches Vorstellungsvermögen getestet, rasche Reaktionsfähigkeit, Teamfähigkeit, Stresstoleranz. Die Ausbildung findet in der firmeneigenen Akademie statt. Das erste halbe Jahr ist reiner Theorieunterricht. Man lernt, wie man ein Flugzeug navigiert oder wie Turbulenzen, Gewitter, Regenschauer entstehen und welche Auswirkungen sie auf den Flugverkehr haben. Danach geht es auf dem Simulator weiter. Dort wird ein echter Arbeitsalltag nachgestellt. So wird man auf alle möglichen Notfälle vorbereitet. In der finalen Phase, beim sogenannten Training on the Job, arbeitet man schon, es sitzt aber noch ein Trainer hinter einem und greift im Ernstfall ein oder wenn man Fragen hat. Am Ende gibt es eine Abschlussprüfung.

Einnahmen und Ausgaben im Überblick.
Der Standard

Schon während der Ausbildung, also vom ersten Tag an, verdient man 1.100 Euro netto. Das steigt auf 1.800 Euro netto während der Zeit am Simulator. Beim Training on the Job sind es schließlich 2.200 Euro netto. Mit 20 oder 21, mitten in der Ausbildung, war es ein Wahnsinn für mich, 2.200 Euro zu verdienen. Sobald man fertiger Fluglotse ist, bleibt das Gehalt allerdings gleich, bis auf kleinere Anpassungen. Nach 20 Jahren verdient man vielleicht 200 bis 300 Euro netto mehr im Monat.

Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln gibt es dennoch. Nach drei Jahren Lotsentätigkeit kann man beispielsweise Trainer werden. So kann man 400 bis 500 Euro netto dazuverdienen.

Gehe gern gut essen

Nun zu meinen Ausgaben: Ich habe gemeinsam mit meiner Frau ein Haus, wofür wir 1.500 Euro pro Monat an Kredit zurückzahlen. Die Betriebskosten liegen bei circa 300 Euro. Internet und Fernsehen machen etwa 50 Euro aus, Telefonkosten 20 bis 30 Euro. Unsere Haushaltsversicherung kostet etwa 20 Euro pro Monat. Die Versicherung für das Auto im Jahr 1.300 Euro. Beim Kredit ist eine Ablebensversicherung dabei, das sind im Monat pro Person 40 Euro, die wir einzahlen.

Ich gehe sehr gern gut essen und koche mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Dafür gehen im Monat sicher 400 bis 500 Euro drauf. Außerdem reisen wir gern, fast jeden Monat ein paar Tage. Die Kosten dafür schwanken natürlich, je nach Ziel und Dauer. Aber durchschnittlich wenden wir dafür 500 Euro pro Monat auf." (Gesprächsprotokoll: Lisa Breit, 17.2.2018)