Die Pomodoro-Technik wurde von ihrem Erfinder Francesco Cirillo nach einer Eieruhr in Tomaten-Form benannt.

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Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Überlegungen zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz kommen da ganz automatisch.

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Es geht wohl vielen Büroarbeitern so: Abends brummt der Schädel, im Kopf schwirren allerhand To-dos herum, das Gehirn ist überfordert. So geht es jedenfalls mir an manchen Tagen. Herunterkommen, abschalten, die Arbeit hinter sich lassen, das alles fällt besonders schwer.

Mehr Struktur könnte helfen. Zum Teil habe ich die schon: Jeden Morgen im Büro schreibe ich mir zuallererst eine Liste mit Dingen, die heute erledigt werden müssen. Doch wie ich sie abarbeite, das passiert zuerst nach Dringlichkeit und dann eher so nach Lust und Laune – System hat das nicht. Dadurch wirkt der Berg an Arbeit leider oft auch unbewältigbar.

Eine Methode, das zu ändern, soll die Pomodoro-Methode sein, von der mir eine Freundin erzählt hat. Sie hat nichts mit italienischem Essen zu tun, sondern ist eine Variante, die eigene Zeit beim Arbeiten besser zu managen und dadurch produktiver zu arbeiten.

Ablenkungen vermeiden

In der Theorie geht das so: Zuerst werden die Aufgaben des Tages schriftlich formuliert. Im nächsten Schritt wird eine Küchenuhr oder ein Timer auf 25 Minuten eingestellt. Dann wird an der ersten Aufgabe 25 Minuten lang konzentriert und ohne Ablenkung gearbeitet. Darauf folgen fünf Minuten Pause. Nach vier "pomodori" wird eine längere Pause von 15 bis 20 Minuten eingelegt. Die erledigten Aufgaben werden durchgestrichen.

Das hört sich sinnvoll an, denke ich mir. Doch beim Praxistest im Großraumbüro stoße ich schnell auf Hindernisse. Das größte: Ablenkungen. Wo viele Menschen arbeiten, wird ständig telefoniert, diskutiert oder besprochen.

Hinzu kommt, dass laufend E-Mails eintrudeln oder der Smartphone-Bildschirm aufleuchtet. Ganz unbewusst greift meine Hand zum Handy oder öffnet mit der Maus das E-Mail-Programm. Also heißt es zuerst, Ablenkungen eliminieren. Ich drehe das Smartphone um – in die Tasche stecken geht nicht, weil ich ja den Timer brauche –, schließe die E-Mails und bitte die Kollegen, mich nicht zu stören.

Nicht abschweifen

Ausgestattet mit Ohrstöpseln und Kopfhörern tauche ich ab in die Welt der Konzentration. Das geht anfangs gut. Immer wieder ertappe ich mich aber dabei, an Aufgaben zu denken, die später am Tag noch anstehen. Auch meine Kollegen müssen sich noch an mein neues Arbeitssystem gewöhnen: Immer wieder kommt einer vorbei oder spricht mich an. Ich wehre mit einem Kopfschütteln ab und rufe: "In fünf Minuten hab ich Pause."

Doch nicht nur das Arbeiten an sich, auch die kleinen Auszeiten gestalten sich als schwierig. Fünf Minuten? Mittendrin in einer Aufgabe plötzlich abzubrechen scheint mir oft auch wenig sinnvoll, vor allem wenn ich gerade extrem konzentriert bin. Deshalb stelle ich manchmal den Wecker einfach ab und arbeite noch ein paar Minuten weiter.

Pause zu kurz

Außerdem sind fünf Minuten für die Pause zu kurz. Schließlich ist das die Zeit, in der dann E-Mails gecheckt, Telefonate geführt und Arbeitsabläufe mit den Kollegen besprochen werden müssen. Eine richtige "Pause" ist das also nicht. Daher hänge ich an die Pausen-Erledigungen noch drei Minuten an, in denen ich wirklich Pause mache – also durchs Büro spaziere und die Gedanken schweifen lasse.

Das tut tatsächlich gut. Denn so bewege ich mich wirklich zweimal pro Stunde, auch wenn es nur wenige Schritte sind. Außerdem bin ich voller frischer Energie, wenn ich mich zurück an den Schreibtisch setze, und am Abend herrscht weniger Chaos in meinem Kopf.

Und noch etwas Positives hat die Sache: Wenn ich jetzt mit den Kollegen tratsche, habe ich kein schlechtes Gewissen. Schließlich mache ich es nur in meiner kurzen, wohlverdienten Pause. (Bernadette Redl, 18.2.2018)