Marseille – Der Wagen hebt sich langsam an, senkt sich sanft ab: Aha, hier justiert sich gerade die Hydropneumatik eines Citroëns. Ein Bild, das viele noch vor Augen haben. Neuauflage erlebt das mit der "Federung mit progressivem hydraulischem Anschlag", die anlässlich des Facelifts im C4 Cactus debütiert, zwar nicht, aber die Stoß(dämpfer)richtung ist eine ganz ähnliche: Es geht um Komfort, maximal darstellbaren in Relation zum finanziellen Aufwand.

Auf die Airbumps als seitlichen Karosserieschutz war man besonders stolz, allein beim Publikum kam das nicht so gut an – bei der Neuauflage sind sie fast weg.
Foto: Citroën

Wo der Hersteller 2014 bei der Cactus-Premiere drei Jahre Entwicklungsarbeit und neun Patente in die "Airbumps", den seitlichen Karosserieschutz, gesteckt hatte (der mangels Nachfrage jetzt beinahe entfällt; geblieben ist nur mehr ein schickes Schutzelement weit unten, das optisch mit den Radkästenrahmungen und unteren Stoßfängereinfassungen verschmilzt), hat er für die Federung nun gar 20 Patente angemeldet.

Reduziertes rückfedern

Technisch sieht das so aus, dass man Dämpfer, Feder und mechanischen Anschlag der konventionellen Federung um zwei hydraulische, in den Stoßdämpfer integrierte Anschläge ergänzt (je einen oben und unten; eine Technologie aus dem Rallye-Sport), die auf beiden Seiten für Druck und Zug sorgen. Dadurch wird das Rückfedern reduziert, schwebend gleitet man dahin, die Seitenneigung in Kurven hält sich in Grenzen.

Der C4 Cactus hat ein Fahrwerk für Menschen die es gerne komfortable haben.
Foto: Citroën

Das jedenfalls ist der Anspruch. O-Ton: "Souveränes Fahrverhalten wie ein fliegender Teppich." Ob der Cactus die hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann, er tatsächlich weniger Stacheln, mehr Daunen hat, haben wir uns in der Provence angesehen, auf extra kurvigen Teststrecken. Ergebnis: allerhand. Klar, es gibt noch viel aufwendigere, souveränere (Luftfeder-)Fahrwerke – aber nur in der für Otto und Ottilie Normalbürger unerschwinglichen Premiumliga.

Die Heckansicht hat sich deutlich geändert.
Foto: Citroën

Rückwärts voran

Und hoppla, was ist uns da noch aufgefallen? Auch nach längeren Strecken steigt man entspannt aus, zwickt's nicht im Rücken, am Gesäß. War da was? Es war. Neben dem Wolkenschwebefahrwerk hat nämlich Citroën in der auf Tradition, auf Herkunft verweisenden Strategie der rückwärtsgewandten Zukunftsorientierung neue Komfortsitze mit hochdichtem, 15 mm dickerem Schaumstoff konstruiert. Herausgekommen sind richtig kommode Fauteuils. "Advanced Comfort" nennt Citroën das – wenn da bloß die Académie française nicht Wind davon bekommt!

Der Innenraum des aufgehübschten Cactus.
Foto: Citroën

Bei all dem neuen Komfort und dem zwar nicht direkt avantgardistischen, aber dennoch erfrischend eigenständigen stilistischen Auftritt bleibt als Kritikpunkt im Alltag die hohe Ladekante beim Kofferraum und Seitenfenster hinten, die sich nur ausstellen, nicht absenken lassen.

Motorisierung? Es gibt zwei resche Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 110 und 130 PS und einen 4-Zylinder-Turbo-Diesel mit 100 PS. Alle drei vorbildlich sparsam. (Andreas Stockinger, 17.2.2018)

Foto: Citroën