Im Ringen um die bisher teuerste Tech-Übernahme hat der Chipkonzern Qualcomm abermals die Avancen des Konkurrenten Broadcom abgelehnt, lässt aber die Tür für weitere Gespräche offen. Man könne sich grundsätzlich auch einen Verkauf des Unternehmens vorstellen, wenn das Angebot angemessen sei, schrieb der Qualcomm-Verwaltungsrat am Freitag.

Das aktuelle Broadcom-Gebot von insgesamt 146 Milliarden Dollar bezeichnete das Qualcomm-Aufsichtsgremium weiterhin als "inakzeptabel". Neben einem zu niedrigen Preis zeige Broadcom auch zu wenig Bereitschaft zu möglichen Zugeständnissen an Regulierer.

Showdown

Damit steuert die Übernahme-Attacke auf einen Showdown vor Qualcomm-Aktionären auf der Hauptversammlung Anfang März zu. Broadcom schlug den Anteilseignern vor, Vertretern des Konzerns eine Mehrheit im Verwaltungsrat von Qualcomm zu geben. Das neubesetzte Gremium könnte dann die Weichen für einen Deal stellen. Die Aussichten dafür sind völlig unklar: Die große Mehrheit der Qualcomm-Anteile ist auf viele Finanzfirmen verstreut.

Broadcom bietet pro Qualcomm-Aktie 60 Dollar in bar und eigene Anteile im Wert von 22 Dollar. Damit wird Qualcomm insgesamt mit 121 Milliarden Dollar bewertet und außerdem sollen Schulden von 25 Milliarden Dollar übernommen werden. Broadcom betont, dass diese bereits einmal nachgebesserte Offerte das letzte Angebot sei. Das Angebot bedeutet einen Aufschlag von über 50 Prozent auf den Aktienpreis vor dem Durchsickern erster Übernahmegerüchte im vergangenen November.

Qualcomm übernimmt NXP

Qualcomm ist derzeit dabei, selbst den Chiphersteller NXP zu übernehmen, was eine mögliche Übernahme durch Broadcomm noch einmal verteuern würde. Qualcomm ist im Großteil der Smartphones und Tablet-Computer mit Kommunikationschips vertreten, die für die Verbindung zu Netzen sorgen. Zudem stellt das Unternehmen in vielen Telefonen auch den Hauptprozessor und verdient Geld mit Patentlizenzen auf diverse Technologien. (APA, 16.2. 2018)