Die heimische Sängerin Teresa Rotschopf präsentiert am Dienstag, 20. 2., im Wiener Radiokulturhaus ihr für Tageslicht nur bedingt geeignetes Soloalbum "Messiah" live mit Band.

Foto: Christoph Pirnacher

Wien – Teresa Rotschopf war bis 2012 unter ihrem Künstlernamen Suzy On The Rocks gemeinsam mit dem heute bei Die Buben im Pelz oder dem Black Palms Orchestra beschäftigten Christian Fuchs vorn am Mikrofon beim Elektronikpopprojekt Bunny Lake. Dieses hatte unter anderem den Nachteil, dass es sich nie so ganz zwischen sonnigem Pop und lichtabgewandter Dunkelmannmusik entscheiden konnte – und speziell auch, dass es von dieser Sorte Musik mittlerweile in jedem Mitgliedsland der Europäischen Gemeinschaft mindestens fünf artverwandte Bands gibt.

Die besuchen sich dann bei Minimalgagen auf diversen Eurosonic, Norderslag oder Waves genannten Showcase-Festivals. Und das war es dann. Aktuelle heimische Nachfolger in der Schule Bunny Lakes wie Mynth oder Leyya werden hoffentlich nicht auch einmal ein Lied davon singen müssen. Der bekannteste Song Bunny Lakes war 2011 ausgerechnet die optimistisch in Richtung 1970er-Jahre gehende Space-Disco-Nummer Follow The Sun. Danach war Schluss.

Teresa Rotschopf

Die heute 33-Jährige, aus dem Lungau stammende studierte Soziologin mit einer Vergangenheit im Modegeschäft gründete eine Familie, ging für ein halbes, künstlerisch unergiebiges Jahr nach New York und arbeitete unter dem für eine Internetsuche wenig bis gar nicht geeigneten Pseudonym O an Solomaterial.

Sieben Jahre und ein zweites Kind lang hat es gedauert, nun liegt Teresa Rotschopfs Solodebüt Messiah vor. Und der stilistische Bruch mit Bunny Lake ist zwar nicht radikal, aber als bemerkenswert einzustufen. Produziert von Patrick Pulsinger und über die Jahre eingespielt mit insgesamt 18 Gastmusikern, geht Rotschopf mit von glockenhell zu kellertief gereifter Stimme zwar nicht ganz weg von den alten Vorgaben. Das ist und soll schon immer noch etwas mit Pop zu tun haben. Von den Spotlights und dem nachdenklich im Stroboskopgewitter Tanzen geht es nun aber unter anderem auch mit guter alter Fürchtegott-Kirchenorgel und christlichen Gruselchorälen, die die Salzburgerin aus ihrer Kindheit mitgenommen hat, in jenen Bereich, in dem der Tod möglicherweise nicht immer das erwünschte Ende bedeutet.

Teresa Rotschopf

Als Höhepunkt des Albums erweist sich die elfminütige Nummer Treasures. Im Duktus eines Trauermarsches fahren da neben Orgel und Pizzicatostreichern auch die bei Landbegräbnissen beliebten Bläser mit den roten Gesichtern und glasigen Augen auf. Sie haben wegen der winterlichen Kälte auf dem Friedhof zur Sicherheit schon am Vormittag ein paar Klare gekippt. Wenn es nicht hilft, schaden tut es auch nicht. Darüber irrlichtert Rotschopf mit grimmiger Altstimme: "Find a life / To suite your pain / Does it hurt to feel it's there?"

Katholische Chöre

Auch in The Love Is Gone wird getorkelt. Zu einem hübschen Frauenchor quietscht, quengelt und eiert eine akustische Blues-Slidegitarre zum Gotterbarmen, also eher dem schwarzhumorigen Fach zugeordnet. Weiter vorn auf dem Album geht es mitunter auch mit Kirchenchor aus der Schule Depeche Modes, die es ja auch mit dem Katholischen hatten und haben, etwas poppiger und fürs Studentenradio gefälliger zu, obwohl im Stück Thieves Of The Sun ein verstörender Vintage-Synthesizer dazwischenquäkt. Ist das Hipster-Gospel? Aber ja. (Christian Schachinger, 20.2.2018)