"Stuyvesant Town" hieß das 1942 begonnene Entslumisierungsprojekt der Stadt New York: Josef Frank gab diesen städtebaulichen Entwurf ab.

Foto: Albertina, Wien

Nach der Wiedererlangung der Kaiserwürde von Franz I. Stephan 1745 in Frankfurt, bereitet man in Wien den feierlichen Einzug des neuen Kaiserpaares vor: Franz Anton Danne entwarf dafür diese Ehrenpforte für den Kaiser und seine Gemahlin Kaiserin Maria Theresia.

Foto: Albertina, Wien

Ein Entwurf Otto Wagners aus den 1890er-Jahren für die Hauptfassade des Berliner Doms.

Foto: Albertina, Wien

1939 erhält Clemens Holzmeister in seinem türkischen Exil den Auftrag, in Rio de Janeiro einen Kirchenbau zu errichten. In einer Entwurfsphase zum Projekt für Belo Horizonte (1942,1948 und 1950) sieht er einen kreisrunden Innenraum mit einem Durchmesser von 70 Metern vor, über den eine 150 Meter hohe Kuppel in Form einer Krone gestülpt ist.

Foto: Albertina, Wien

Wien – "Zu dekorationsmäßig." Ein heftiges Urteil für einen, der heute als Wegbereiter der Architektur der Moderne und wesentlicher Stadtplaner im Wien um 1900 gilt: Otto Wagner. Und tatsächlich ist der Entwurf des heuer vor 100 Jahren verstorbenen Architekten für den Wiener Justizpalast 1874 ganz das kritisierte "Sammelsurium aus italienischer, französischer und berlinerischer, sogenannter griechischer Renaissance".

So schockierend ist der eklektizistische, ein wenig überladene Bauvorschlag gar nicht, bedenkt man, dass Wagners modernster, Zweckmäßigkeit verpflichteter und bedeutendster Bau – das Wiener Postsparkassengebäude – erst ganze 30 Jahre später entstand. In den 1870er-Jahren war er aber noch – geprägt vom Studium an der Akademie – einer streng historistischen Auffassung verpflichtet, bald darauf begann er sich jedoch vom "Maskenball der Stile" zu distanzieren.

Wie sehr Wagner sich über die Kritik gegrämt hat, ist nicht bekannt, das Schmerzensgeld für den durchgefallenen Entwurf, der sich heute in der Sammlung der Albertina befindet, war tröstlich: 1500 Gulden (heute 15.000 Euro).

In der Ausstellung Meisterwerke der Architekturzeichnung erlebt man mehrere solcher Überraschungen: Bei den acht Hochhäusern, die mehr als zwanzig Stockwerke in die Höhe wachsen, assoziiert man im ersten Moment vielleicht Le Corbusiers Plan Voisin von 1925, bei dem kreuzförmige Bauten an den Wolken kratzen sollten. Aber so streng wie bei Corbusier ist die Ordnung und Geometrie hier gar nicht: Und so stammt dieser städtebauliche Entwurf für New York, das für Südmanhattan 1942 ein Entslumisierungsprojekt gestartet hatte, vielmehr von Josef Frank, der vor der Emigration an vielen Wiener Gemeindebauten beteiligt war. Auch er scheiterte mit seinem Entwurf.

60 Blätter aus der 40.000 Zeichnungen umfassenden Sammlung zeigt man im ersten Teil der Schau (der zweite startet am 22. Juni), der leichtfüßig von Studien spätgotischen Maßwerks von Antonio Pisanello aus dem 15. Jahrhundert über Skizzen Francesco Borrominis von 1638 bis zu Historismus und Moderne führt. Darunter Besonderes wie Adolf Loos' Idee für eine Kirche mit leuchtturmartigem Glockenturm, ein Landhausentwurf von Frank Lloyd Wright oder die atemberaubende Weite, die Paul Eduard Spencer 1853 für eine Ausstellungshalle in Wien anvisierte. (Anne Katrin Feßler, 19.2.2018)