Sie ist doch noch für Überraschungen gut. So mancher hatte Angela Merkel in den vergangenen Wochen schon auf dem Weg ins Aus gesehen. Zu viele Ressorts habe sie an die SPD vergeben, auf immer und ewig wolle sie im Amt bleiben – so waberte die Kritik durch Berlin.

Doch nun setzt Merkel mit der neuen Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer noch einmal einen Akzent, der für Aufsehen sorgt. Normalerweise gehen Generalsekretäre ja den umgekehrten Weg. Sie halten zuerst Parteichef oder Parteichefin den Rücken frei, schuften ein paar Jahre und werden dann mit einem Regierungsamt belohnt.

Dass eine erfolgreiche Ministerpräsidentin, die zwei Wahlen gewonnen hat, von der Staatsdienerin zur Parteidienerin wird, ist neu – und es zeigt, wie ernst die beiden Frauen die Angelegenheit nehmen.

Merkel will nicht, dass die CDU nach ihrem Abgang nach rechts rückt und hat in AKK eine Garantin für den weiteren Mitte-Kurs gefunden. Und Kramp-Karrenbauer weiß, dass, wer etwas erreichen will, irgendwann auch springen muss – in diesem Fall von Saarbrücken nach Berlin.

Man darf die Saarländerin ab sofort als Kronprinzessin betrachten. Auch Merkel hat einmal als Generalsekretärin angefangen, Kramp-Karrenbauer könnte es ihr gleichtun – wenn sie das Kunststück vollbringt, die CDU programmatisch und stimmenmäßig zu stärken, und es zudem schafft, in der Politschlangengrube Berlin zu überleben. (Birgit Baumann, 19.2.2018)