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Die NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt (Mitte) und Ralf Wohlleben (links) auf einem Archivbild

Foto: AP/mobit

Tino Brandt, der ehemalige Anführer der Neonaziszene im ostdeutschen Thüringen, hat bei seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag schwere Vorwürfe gegen die Thüringer Staatsschützer erhoben.

Er erklärte, für seine Arbeit als V-Mann Geld bekommen zu haben, das er teilweise an die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gespendet habe. Dies sei mit Wissen des Amtes geschehen, sagte Brandt laut "Stuttgarter Zeitung".

Der Verfassungsschutz-Informant war in den 1990er-Jahren maßgeblich am Aufbau der Neonazigruppe Thüringer Heimatschutz beteiligt, in der auch die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe verkehrten.

Mit Fußfesseln im Gerichtssaal

Später verdingte er sich als Polizeispitzel, bis er 2001 enttarnt wurde. Brandt wurde in Thüringen wegen Kindesmissbrauchs verurteilt und erschien im Gerichtssaal mit Fußfesseln.

Außerdem sei der Verfassungsschutz einer der Hauptabnehmer des Spiels Pogromly gewesen, erklärte Brandt vor dem Ausschuss. Das Neonazi-Trio hatte die rassistische Monopoly-Variante entwickelt – laut Brandt, um Geld zu verdienen. Der Verfassungsschutz habe einen ganzen Stapel Schachteln erstanden.

Böhnhardt und Mundlos begingen Selbstmord, Zschäpe ist Hauptangeklagte im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München.

Der Untersuchungsausschuss in Stuttgart soll Verbindungen des NSU in das deutsche Bundesland Baden-Württemberg prüfen. Dem NSU werden zehn Morde, mindestens zwei Bombenanschläge und mehr als ein Dutzend bewaffneter Überfälle angelastet. Neben dem NSU-Prozess in München versuchen und versuchten auch mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse die Anschlagsserie aufzuarbeiten. (red, 20.2.2018)