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Koreas Goalie Shin So-jung verabschiedet sich nach dem letzten Match ihres Teams von den Zuschauern.

Foto: ap/franklin

Pyeongchang – Zum Abschluss gab es noch einmal große Emotionen. Sarah Murray, vor Olympia noch scharfe Kritikerin des Starts eines geeinten Eishockey-Auswahl Koreas, brach nach dem letzten Turnierspiel ihres Teams in Pyeongchang an der Bande in Tränen aus. "Ich war einfach nur stolz. In dem Moment wusste ich: Die ganze Arbeit war es wirklich wert", sagte die Cheftrainerin nach dem 1:6 gegen Schweden.

Ihr Team aus Nord- und Südkoreanerinnen drehte Ehrenrunden, verabschiedete sich von den 4.125 begeisterten Zuschauern. Das historische Projekt des ersten gemeinsamen Teams bei Olympia ist damit vorerst beendet. Team Korea wurde Letzter. Interessiert hat das am Dienstag wenig. "Sport bringt die Menschen zusammen. Ich hätte mir dieses Team niemals so vorstellen können. Sport lässt Barrieren einstürzen", erklärte Murray.

Plötzlich ein anderes Team

Der amerikanisch-kanadischen Doppelstaatsbürgerin war erst wenige Wochen vor Olympia mitgeteilt worden, dass aus Südkoreas Team eine gemeinsame Mannschaft Koreas werden würde. Murray musste ad hoc zwölf Spielerinnen aus Nordkorea integrieren, die sportlich noch weniger konkurrenzfähig waren als ihre südkoreanischen Spielerinnen ohnehin schon.

Mit den Worten von IOC-Präsident Thomas Bach, das gemeinsame Team sei "ein großartiges Symbol der vereinigenden Kraft des olympischen Sports", konnte Murray damals so gar nichts anfangen. Sie sei "geschockt" gewesen, hatte die 29-Jährige gesagt und ließ am Dienstag wieder eine Spitze los. "Die Politiker haben entschieden, dass wir als ein Team auftreten müssen. Aber die Spielerinnen und der Betreuerstab haben die Arbeit gemacht."

Sportlich war der Auftritt Koreas eine Gratwanderung, das Team belegte mit einem Torverhältnis von 2:28 nach fünf Spielen erwartungsgemäß den letzten Platz. Nicht ganz unschuldig daran sei auch der – teils inszenierte – Rummel gewesen, monierten Trainerin und Spielerinnen. "Es ist schon eine Herausforderung, wenn nicht nur Südkorea, sondern die ganze Welt auf einen schaut. Wir reden hier ja über eine Reihe wirklich noch sehr junger Frauen", sagte etwa Randi Heesoo Griffin, Torschützin des ersten olympischen Tores des gemeinsamen Teams beim 1:4 gegen Japan in der Vorrunde.

Kitsch und Realität

Das gesamte Projekt beurteilte die Tochter einer in die USA ausgewanderten Koreanerin trotz entstandener Freundschaften kritisch. Ob das Team eine gemeinsame Zukunft hat, so wie es sich Weltverbandspräsident Rene Fasel "als Botschaft des Friedens" wünscht, ist offen. Griffin und Murray sind skeptisch. "Da muss diskutiert werden, wie das genau funktionieren soll", sagte Griffin. "Wir können nur hoffen, dass wir uns irgendwann mal wiedersehen", meinte Murray.

Griffin beurteilte diese Frage durchaus realistisch und erinnerte an die Entbehrungen des nordkoreanischen Volkes und daran, dass Kontakt zwischen beiden Staaten normalerweise nicht möglich sei. "Ich weiß, dass sie kein Facebook haben. Von daher wird es vielleicht schwer, in Kontakt zu bleiben." (APA, red, 20.2. 2018)