Rene Reumüller glaubt an seinen Trading-Bot und daran, den Optioment-Opfern ihre Verluste zurückverdienen zu können. Seine Rocket-Chain soll im März oder April starten.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Die Optioment-Betrugsopfer hoffen auf den Ausgleichsfonds Rocket Chain Institute for International Development (RCIID). Dieser soll die Verluste der Anleger zurückverdienen – mit einem Trading-Bot. Die Kritik an diesem Fonds ist groß – auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat in ihrer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft bezüglich Optioment diesen Ausfallfonds bereits erwähnt. Nun versucht der Mann hinter dem Fonds, Rene Reumüller, Stimmung für sich zu machen. In einer Tour durch die Medienlandschaft erklärt er in persönlichen Gesprächen, warum er den Ausgleichsfonds ins Leben gerufen hat. Reumüller arbeitet zeitgleich am Start von Rocket-Chain, einem System, mit dem er "die Vermögensverwaltung und das Banking revolutionieren will".

"Ich bin nicht Optioment und habe mit dem aufgeflogenen Betrugssystem nichts zu tun", sagt Reumüller zum Standard. Aber ja, er kenne die als "drei Musketiere" titulierten involvierten Österreicher, die für das System Optioment hierzulande Vertriebsaktivitäten organisiert haben. Der Kontakt zu einem dieser drei sei am 20. Dezember des Vorjahres entstanden. Einer der beiden involvierten steirischen Brüder hätte sich bei ihm gemeldet, von Problemen bei Optioment berichtet und angekündigt, dass wohl einige Vertriebsmitarbeiter in Bälde auf der Straße stehen werden.

"Will Gutes tun"

So sei die Idee zum Ausgleichsfonds RCIID (Rocket Chain Institute for International Development) entstanden. Der Fonds soll – wie berichtet – mit einem Trading-Bot Geld verdienen, um die Verluste der Anleger auszugleichen. "Ich war auch schon mal in Situationen, in denen ich froh gewesen wäre, wenn jemand dagewesen wäre, der mir hilft", erklärt Reumüller seine Motivation zur Gründung des Vereins.

Rund 150 Bitcoin – also rund 1,3 Millionen Euro – sind laut Reumüller als Basissumme im Fonds und würden veranlagt. Dieses Geld komme von ihm und einer Handvoll Optioment-Vertriebsleuten. Die Motivation der Ex-Optiomentler erklärt Reumüller so: "Wenn man die Leute zum Geld investieren bewegt hat, und an der Führungsspitze war und ein Schweinegeld verdient hat, dann ist es nun Zeit, an die unter einem zu denken." Und deswegen investierten die jetzt.

Privatdetektiv, Traden oder Spenden

Über die Verwendung des Geldes, das die Fördermitglieder in den Verein einbezahlt haben, werde gerade via Rundschreiben abgestimmt. Man könne damit einen Privatdetektiv bezahlen, um die zwei ominösen Optioment-Hintermänner (die auch von Interpol gesucht werden, Anm.) zu finden. Variante zwei sei, das Geld zum Traden zu verwenden, oder man werde es spenden. Die Abstimmung laufe noch, sagt Reumüller. 2500 Mitglieder haben sich beim Verein RCIID innerhalb von vier Tagen registriert. Damit sei kalkulatorisch vorerst das Limit erreicht. "Sonst bräuchten wir mehr Startkapital, wenn es sich für noch mehr Leute ausgehen soll", erklärt Reumüller. "Wie hoch die Summe ist, die zurückverdient werden muss, wird gerade evaluiert." Jeder der knapp 2500 Mitglieder bekomme nur das zurück, was tatsächlich verloren wurde.

Die Auszahlung des zurückverdienten Geldes erfolge innerhalb von 24 Monaten – sollte Optioment nicht mehr auszahlen (im Netz schwirrt das Gerücht herum, dass das System im Mai wieder Auszahlungen leisten wird – eine nicht unbekannte Hinhaltetaktik bei solchen Systemen, Anm.). "Mir hat man erzählt, dass es bei Optioment auch so war, dass man innerhalb von 24 Monaten sein Kapital samt Rendite zurückbekommen habe", sagt Reumüller. Zufall oder nicht: Beim Ausgleichsfonds hätte man diese Struktur als Basis herangezogen, weil "wir damit genau wissen, wie viel Kapital pro Monat fällig ist", und das gelte es zurückzuverdienen.

Hauruckaktion

Die Bitcoin für den Ausgleichsfonds würden derzeit noch händisch getradet. Erst wenn man aufgrund einer kritischen Größe diversifizieren müsse, käme der Bot zum Einsatz. Aktiv sind derzeit zwei Trader – darunter ein Österreicher "mit guter Historie" (Reumüller). Der Trader will namentlich nicht genannt werden, sitze rund 100 km von Wien entfernt. In Summe sei die Vereinsgründung eine Hauruckaktion gewesen. Man wollte schnell helfen. In Kürze würden noch ein Schriftführer und ein Wirtschaftsprüfer ernannt werden.

Dass es nach all den aufgeflogenen Bitcoin-Betrugssystemen Zweifel am Ausfallfonds gibt, versteht Reumüller. "Ich würde es auch anzweifeln", sagt er, "weil bei den Systemen Performance-Zahlen im Raum stehen, die abenteuerlich sind." Aber mit dem Ausgleichsfonds werde man beweisen, dass der Bot funktioniere. "Das Multi-Level-Marketing geht mir komplett gegen den Strich", ergänzt Reumüller. Man sehe ja, was für Blödsinn dabei rauskomme.

Start von Rocket-Chain geplant

Zeitgleich arbeitet Reumüller am Start seines Unternehmens Rocket-Chain, das mit demselben Bot arbeiten soll. Im März oder April will er damit an den Start gehen. Hätte er zu Jahresbeginn die Idee seiner Rocket-Chain auf dem Markt vorgestellt, "hätte keiner an die Idee geglaubt", sagt Reumüller. Daher wurde der Start vorerst verschoben und der RCIID-Verein gegründet.

Vier Fonds soll es geben, Banking-Services folgen. Eine österreichische Kapitalanlagegesellschaft sei in Gründung, jeder Fonds bekomme eine Wertpapierkennnummer und unterliege "selbstverständlich der Finanzmarktaufsicht FMA". Diesbezügliche Anträge sind bei der FMA aber noch nicht eingegangen.

Der Ausgleichsfonds soll in der Struktur zwar frei von Ex-Optiomentlern sein. In dem Unternehmen Rocket-Chain ist das allerdings anders. Die zwei Mitgründer von Rocket-Mining waren beide bei Optioment im Vertrieb aktiv. Auf der Homepage von Rocket-Chain wurde jedenfalls in den vergangenen Stunden ordentlich ausgeräumt. Gestern waren noch 15 Teammitglieder (inklusive Reumüller) unter dem Punkt "Team" angeführt. Heute stehen dort nur noch er und Birgit L., die auch im Ausgleichsfonds als Kassier & Obmann-Stellvertreter fungiert. (Bettina Pfluger, 20.2.2018)