Tarek Leitner: "Durch diese Kamera habe ich meinen Großvater posthum kennengelernt."

Foto: Nathan Murrell

"Diese Filmkamera stammt aus dem Besitz meines Großvaters. Er verstarb schon 1949. Zu lange vor meiner Geburt, als dass Geschichten über ihn noch Nachhall gefunden hätten. Aber durch diese Kamera habe ich ihn posthum kennengelernt. Oder besser gesagt durch all die Filme, die mit ihr gedreht worden sind.

Mein Großvater hat die Kamera offenbar sehr oft aus der Hand gegeben, sodass er vielfach selbst auf den Filmen zu sehen ist. Ein merkwürdiges Gefühl, einen Vorfahren – teils auf alten Farbfilmen – Jahrzehnte später kennenzulernen. Er geht mit einem Buben, sich von der Linse entfernend, über eine Wiese. Der Bub dreht sich um. Ich erschrecke und denke: Das bin doch ich! Es war mein Vater.

Einfacher ist es, in fremden Nachlässen zu stöbern, wie ich das für mein neues Buch "Hilde & Gretl" getan habe. Auch da war ich zuweilen unangenehm berührt. Aber es war ja nur das, was man als österreichische Geschichte im letzten Jahrhundert bezeichnet. Kein Teil von einem selbst." (Michael Hausenblas, RONDO, 6.3.2018)

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