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Bruno Labbadia kennt sich mit Abstiegskampf aus.

Foto: reuters/fassbender

Wolfsburg – Bruno Labbadia wird neuer Trainer des abstiegsbedrohten Bundesligisten VfL Wolfsburg. Das gab der VfL am Dienstagmittag bekannt. Der 52-Jährige tritt die Nachfolge des am Montag überraschend zurückgetretenen Schweizers Martin Schmidt an.

Nach Informationen der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung soll der Ausblick auf die zum Abstiegs-"Endspiel" ausgerufene Partie bei seinem Ex-Klub Mainz Schmidt zu diesem Schritt bewogen haben. Möglicherweise habe er einen Spießrutenlauf und fehlende Rückendeckung bei einer Niederlage befürchtet. Wohl nicht zu Unrecht. In 19 Bundesligaspielen unter seiner Regie kamen die Niedersachsen nur auf 20 Zähler – das macht einen katastrophalen Punkteschnitt von 0,95 Zählern. Mit 24 Punkten liegt Wolfsburg derzeit auf dem 14 Tabellenplatz, einen Zähler vor dem Relegationsrang.

Für Labbadia dürfte die Erfahrung im Abstiegskampf gesprochen haben. Der Ex-Stürmer (103 Tore in 328 Bundesligaspielen) rettete vor drei Jahren den HSV mit einer famosen Aufholjagd vor dem fast sicheren Gang in die zweite Liga.

Als Retter beim HSV entlassen

"Ich fühle mich gut und ausgeruht und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit meiner neuen Mannschaft", sagte Labbadia. Der ehemalige Goalgetter (Meister mit Kaiserslautern und dem FC Bayern) hat in seiner Trainerkarriere bislang neben dem HSV unter anderem bei Bayer Leverkusen, dem VfB Stuttgart und dem gearbeitet. Bei den Hamburgern wurde er 2016 entlassen, seither war er ohne Job.

"Wir freuen uns sehr, dass wir Bruno Labbadia für den VfL gewinnen konnten. Jetzt müssen wir alle nach vorne schauen und unsere Aufgaben mit Ruhe und Geschlossenheit angehen", äußerte VfL-Geschäftsführer Tim Schumacher. Sportdirektor Olaf Rebbe ergänzte: "Bruno Labbadia ist ein sehr erfahrener Trainer, der seine Qualitäten in der Bundesliga schon mehrfach unter Beweis gestellt hat." Rebbe steht selbst mehr denn je unter Druck. Scheitert Labbadia, scheitert auch der junge Nachfolger von Klaus Allofs.

Neben Labbadia wurden auch Jens Keller, Markus Weinzierl (beide vereinslos), Lucien Favre (OGC Nizza) und Kenan Kocak (SV Sandhausen) für die Position in Wolfsburg gehandelt.

Strukturproblem

Die Probleme des VfL gehen tief. Mit der sportlichen Talfahrt geht eine Führungskrise einher, die hausgemacht ist. Derzeit erledigt mit Tim Schumacher, einem Juristen ohne Fußball-Hintergrund, erleidigt ein Geschäftsführer die Arbeit von ehemals vier Mitarbeitern. Rebbe wurde die Aufnahme in die Geschäftsführung verwehrt, seine Position dadurch intern wie extern geschwächt. Unterstützung erhält der Manager-Novize so gut wie keine.

Ein starkes Duo wie einst Klaus Allofs/Dieter Hecking, das die sportlichen Interessen des Vereins im VW-Konzern mit Autorität vorbringen und dadurch Erfolge wie den Pokalsieg und die Vizemeisterschaft 2015 feiern konnte, ist nicht in Sicht. Volkswagen hat noch immer mit den Auswirkungen der Abgas-Affäre zu kämpfen, das Wohlergehen der Tochtergesellschaft VfL ist zweitrangig. (sid, red, 20.2. 2018)