Schutzwesten, die den Träger vor tödlichen Verwundungen bewahren sollen, gehen auf die Weiterentwicklung von Rüstungen zurück, die schon im 14. Jahrhundert v. Chr. im Kampf verwendet wurden. Sie bestanden aus Bronze. Neue Materialien, die in den folgenden Jahrhunderten entwickelt wurden, ermöglichten die sehr schweren und unhandlichen Panzerungen leichter und beweglicher zu gestalten. Vor allem der ab dem späteren Mittelalter im Einsatz befindliche stählerne Plattenpanzer schützte sehr wirksam gegen Pfeile, aber auch gegen Geschosse aus Feuerwaffen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen schließlich auch andere Materialien bei der Produktion der "beschusshemmenden Westen" zum Einsatz, unter anderem Seidenfasern. Später wurden immer häufiger unterschiedliche Kunststoffe, aber auch Keramik verwendet. 

Und natürlich musste die modische Oberbekleidung auch auf ihre tatsächliche Funktionstüchtigkeit getestet werden. Hier ein sehr beeindruckendes Beispiel aus dem Jahr 1923:

W. H. Murphy, der Gentleman links im Bild, in freudiger Erwartung des ersten Treffers.
Foto: Library of Congress/No Known Restrictions

Wir sehen hier W. H. Murphy von der "Protective Garment Corp. of New York", ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Arbeitsschutzkleidung spezialisiert hatte, am 13. September 1923 bei der heldenhaften Präsentation einer neu entwickelten Schutzweste.  
Deputy Sheriff Charles W. Smith feuert aus kurzer Distanz eine Patrone mit Kaliber .38 auf die gut geschützte Brust von Murphy. Angeblich quittierte Murphy den Einschlag des Geschosses nicht einmal mit einem Wimpernschlag und überreichte Smith die abgefeuerte Patrone anschließend als Souvenir.

Rauchende Colts.
Foto: Library of Congress/No Known Restrictions

Weitere Proben der Zuverlässigkeit der Weste folgten, die Revolver rauchten. Und Murphy verlor dabei niemals sein Lächeln ...

Immer nur lächeln.
Foto: Library of Congress/No Known Restrictions

Ein weiteres hübsches Detail: Die Schutzwesten sind mit grazilen Knöpfen bestückt, wie es sich für ein modisches Kleidungsstück eben geziemt. Ob Murphy mit seinem Test Eindruck hinterlassen und seine etwa fünf Kilo schwere Weste tatsächlich an die Polizei verkaufen konnte, ist nicht bekannt. (Kurt Tutschek, 23.2.2018)

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