Foto: iStockphoto / agrobacter
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Pro
von Michael Möseneder

Vertrauen Sie bitte einem Experten: Namensschilder an der Tür sind die beste Erfindung seit dem Rad. Weiß jeder, der je seine Ferien als Aushilfsbriefträger verbracht hat. In einem Mehrparteienbau nur von namenlosen Gucklöchern und Klingeltasten angestarrt zu werden kostet wertvolle Zeit, die einem anschließend im Freibad fehlt!

Aber selbst, wenn man kein Herz für Zusteller hat, ist die schriftliche Ankündigung, wen man hinter der Tür erwarten kann, ein Grundelement des menschlichen Zusammenlebens.

Denn so ein Schild ist ja ein Ausdruck der Persönlichkeit und damit Einladung oder Warnung. Ihre Angebetete bittet Sie erstmals zu sich? Machen Sie bereits an der Schwelle kehrt, wenn der Name der Holden umgeben von strassfunkelnden Einhörnern in Regenbogenfarben auf der Tür prangt. Oder in Frakturschrift auf einem stilisierten Eisernen Kreuz.

Aber Sie können auch die guten Seiten vorab erkennen: Wenn jemand, sagen wir, "Mösendorfer" auch auf seine Tür schreibt, zeugt das von gesundem Selbstbewusstsein.

Kontra
von Christoph Winder

"Mach nie die Tür auf, lass keinen rein, mach nie die Tür auf, sei nie daheim", raten die steirischen Schälke von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung in ihrem Song Ding Dong. Was die Herren Eberhartinger, Spitzer und Co leider hinzuzufügen vergessen haben: Lass nicht nur keinen rein, sondern schreib auch nie deinen Namen an die Tür.

Die Gründe? Liegen auf der Hand. Erstens: Was geht es irgendwelche zufällig des Weges kommenden Tagediebe an, wer hinter dieser Tür wohnt? Man hat schließlich keine Schweine miteinander gehütet. Zweitens: der logischen Stimmigkeit wegen. Anonym posten und seinen Klarnamen an die Tür zu schreiben, das passt nicht zusammen.

Drittens: zum Selbstschutz. Aus Niederösterreich ist ein Kriminalfall bekannt, bei dem sich anonyme Spitzbuben durch die Lektüre des Namens "Sobotka" provoziert fühlten, den Hauseingang des Besagten mit einem speziellen Schmutz zu verunreinigen. Daher: Weg mit dem Türschild! Wenn Sie der Postler nicht beim ersten Mal findet, kann er ja noch immer ein zweites Mal klingeln. (RONDO, 7.3.2018)