Alltagsanekdoten, Tipps und Tricks, Schmähs und Liebesdramen – wer einen Einblick in das Leben jüngerer Generationen nehmen will, sollte einen Blick in die App Jodel wagen. Sie ist ein auf Anonymität aufbauender Hybrid aus Messenger und Forum, in dem sich nachlesen lässt, was Menschen im näheren Umkreis so beschäftigt.

Die Nutzer der Plattform wurden nun auch Zeugen eines speziellen Abenteuers. "Ich bin im ÖBB Bus hinten beim Gebäck [sic!] eingesperrt, weil er schon losgefahren ist, als ich mein Zeug rein tun wollt. Was soll ich tun? Bei der Hotline hebt keiner ab!!!", so ein Eintrag vom Dienstagnachmittag. Es folgte die Dokumentation einer besonderen Busfahrt.

Foto: Jodel

So ganz wollten die mitlesenden User dieser Schilderung zuerst nicht trauen und forderten Fotos an. Die Erstellerin lieferte auch prompt Eindrücke von ihrem Aufenthalt zwischen unordentlich gestapelten Koffern und Reisetaschen. Die Unterstellung, sie würde ja eigentlich nur gratis mitfahren wollen, widerlegte sie mit einem Foto des Tickets.

Sie war vom Fahrer versehentlich im Gepäckraum eingesperrt worden, als sie ihre Ausstattung in den Bus räumte, so die Schilderung der Passagierin im Unterboden. Nachdem sie den Kundenservice der ÖBB mehrfach nicht erreichen konnte, rief sie schließlich bei der Polizei an. Doch auch die Exekutive vermochte ihr nicht unmittelbar zu helfen, entsandte aber zwei Beamte zum nächsten planmäßigen Stopp im kärntnerischen Wolfsberg.

Foto: Jodel

Happy End

Dort postierte sich auch ein anderer Jodler. Mittels Fotos der "Befreiung" dokumentierte er schließlich ebenfalls die Authentizität der Schilderungen. Die Polizisten hätten anschließend noch ihr Ticket kontrolliert, während der Busfahrer lapidar gemeint habe, sie hätte einfach fester gegen die Decke des Gepäckraums klopfen sollen, schrieb die Jodlerin danach. Sie konnte die Fahrt schließlich auf ihrem reservierten Sitzplatz fortsetzen.

Mit über 2.800 Karmapunkten – diese dienen in Jodel als Messgrad zur Popularität von Postings – und mehr als 3.300 Shares dürfte das Abenteuer des "Mädchens, das aus dem Gepäckraum kam" (so ein weiterer Kommentator) wohl einer der erfolgreichsten Jodel-Einträge der letzten Zeit gewesen sein.

Foto: Jodel

ÖBB: "Unglückliche zeitliche Verkettung"

Die ÖBB haben mittlerweile Stellung zu dem Vorfall bezogen. Man "bedaure diesen Fall sehr", der durch "eine unglückliche zeitliche Verkettung" geschehen sei, heißt es von den Bundesbahnen. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass der Buslenker vor der Abfahrt auch den Gepäckraum überprüft, nachdem der beim Bus befindliche Ladehelfer signalisiert, dass abgefahren werden kann. Nach einem Blick in den Seitenspiegel würden dann die beiden Schwenkschiebetüren in den Laderaum geschlossen.

Die Passagierin dürfte diesen gerade zu jenem Zeitpunkt betreten haben, als der Lenker die Türen schloss. Die Existenz einer an sich "leicht" zu öffnenden "Verbindungsjalousie", die auch als Fluchtweg auch aus dem Gepäcksraum gedacht sei, war der Hotline aber offenbar nicht bekannt. Als "Sofortmaßnahme" werden nun Aufkleber an den betroffenen Bussen angebracht, die den Laderaum deutlich ausschildern sollen. Weiters werde man noch einmal "die Abläufe evaluieren".

Twitter-User war in Wohnung gefangen

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass auf einer solchen Plattform derartige Erlebnisse mit der restlichen Welt geteilt werden. Für Belustigung sorgte auch ein deutscher Student vor zwei Jahren, der nach einem One Night Stand versehentlich von seinem Date in der Wohnung eingeschlossen worden war und sieben Stunden lang Eindrücke aus seiner "Gefangenschaft" berichtete. (red, 21.02.2018)

Update, 15:35 Uhr: Stellungnahme der ÖBB ergänzt.