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Eltern sollten sich mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder auseinandersetzen, raten Experten.

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Hat das Social-Media-Verhalten von Jugendlichen Einfluss auf deren Schulnoten? Forscher aus Würzburg und Bamberg haben sich diesen Zusammenhang genauer angesehen. "Es gibt zu dieser Frage zahlreiche widersprüchliche Einzelstudien, so dass eine sachgerechte Einordnung aller Ergebnisse bislang schwierig war", sagt Caroline Marker. Sie ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Manche Studien würden negative Auswirkungen von Snapchat und Co. beschreiben, andere über einen positiven Einfluss berichten, und wieder andere würden gar keine Zusammenhänge feststellen.

Das Forscherteam bestehend aus Markus Appel, Caroline Marker und Timo Gnambs hat dazu eine Meta-Analyse durchgeführt: Aus einschlägigen Datenbanken mit wissenschaftlichen Publikationen identifizierten sie 59 Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Schulleistungen befassen. Dann werteten sie die Ergebnisse dieser Studien aus, in die insgesamt fast 30.000 junge Leute weltweit eingebunden waren.

Keine fatalen Auswirkungen

"Horrorszenarien über die mutmaßlich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet", sagt Markus Appel, Psychologe und Professor für Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität (JMU). Ihre Meta-Analyse brachte folgende Ergebnisse: Zum einen zeigen Schülerinnen und Schüler, die sich mittels Sozialer Medien untereinander stark über schulbezogene Themen austauschen, leicht bessere schulische Leistungen. Das hatten die Wissenschafter so erwartet. Zum anderen bringen Schülerinnen und Schüler, die sich viel mit Sozialen Medien beschäftigen, während sie lernen oder Hausaufgaben machen, leicht schlechtere Leistungen als andere Schüler. Diese Form des Multitasking scheint also eher ablenkend zu wirken.

Darüber hinaus haben die Forscher herausgefunden, dass die Jugendlichen, die sich sehr oft in soziale Netzwerke einloggen, dort häufig Nachrichten und Fotos posten und damit insgesamt viel Zeit verbringen, haben etwas schlechtere Schulnoten. Dieser negative Effekt fällt allerdings nur sehr gering aus. Ein weiteres Ergebnis der Meta-Analyse: Schüler und Schülerinnen, die besonders intensiv Social Media nutzen, verwenden nicht weniger Zeit aufs Lernen.

Fazit

Es gibt also keinen wissenschaftlich gesicherten Beleg dafür, dass Soziale Medien den Schülern wertvolle Zeit für die Vorbereitung auf die Schule stehlen, so die Wissenschafter. Führt die ausgiebige Beschäftigung mit Social Media zu leicht schlechteren Leistungen in der Schule? Oder neigen schlechtere Schüler vermehrt dazu, sich in Facebook oder auf anderen Plattformen zu verlieren? "Diese Frage können wir nicht beantworten, beide Ursache-Wirkungs-Richtungen sind möglich, aber nicht sehr stark ausgeprägt", sagt Markus Appel.

Die Beschäftigung mit Sozialen Medien scheint nach dem heutigen Wissensstand keine massiv nachteiligen Effekte auf Schulnoten zu haben. "Nichtsdestotrotz sollten sich Eltern mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder auseinandersetzen, die sozialen Netzwerke kennen und die Nutzungsmuster verstehen wollen", so Appel. "Je vorurteilsfreier Eltern an die Online-Aktivitäten herangehen, desto erfolgreicher ist der Austausch mit den Kindern." (idw/red, 21.2.2018)