Mittlerweile ist mehr als jedes zweite weltweit ausgelieferte BMW-Fahrzeug mit einem Motor aus Steyr unterwegs, allen voran die 5er-Serie.

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Wien – Der Anteil an Leiharbeitskräften in der Entwicklungsabteilung im BMW-Motorenwerk in Steyr ist um einiges höher als bisher bekannt. Je nach Auftragslage und Bedarf seien es 190 bis 200 Technikingenieure, die wohl im Diesel-Entwicklungs- und Kompetenzzentrum des bayerischen Autobauers im oberösterreichischen Steyr arbeiten, aber bei Arbeitskräfteüberlassern angestellt sind, erfuhr der STANDARD in Konzernkreisen.

Wie berichtet, gibt das Unternehmen die in der Entwicklung beschäftigten Mitarbeiter je nach Auftragslage mit rund 700 an. Bei 200 Leihkräften sind also an die 30 Prozent der Entwickler nicht Teil der Stammbelegschaft und damit schlechter gestellt – teils jahrelang, wie auch vom Betriebsrat der Österreich-Tochter des Autokonzerns bestätigt wird. Als Grund wird massiver Kostendruck genannt. Leiharbeitnehmer seien in der Bilanz Sachkosten, keine Personalkosten. Das Unternehmen gab bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab, dementierte die Zahlen aber auch nicht.

GPA nicht begeistert

In der Privatangestelltengewerkschaft GPA goutiert man den hohen Anteil an Zeitarbeitern nicht, in der Entwicklungsabteilung sei das absolut ungewöhnlich. BMW sei diesbezüglich "atypisch", sagt Helmut Russ von der GPA. Hinzu komme, dass BMW seine Leihfirmen alle paar Jahre gewechselt würden, was aktuell gerade der Fall ist. Rund 60 teils langjährig bei BMW tätige Techniker mit Leihvertrag müssen ihren Arbeitskräfteüberlasser wechseln, um weiter in der BMW-Entwicklung arbeiten zu können.

Der Grund des Kostendrucks: die Dieselkrise. Zwar gab es im Motorenwerk Steyr eine um 5,2 Prozent höhere Produktion, die Dieselerzeugung aber brach um 10,6 Prozent auf 776.129 Stück ein, teilte BMW am Mittwoch mit. Bei Benzinern betrug das Plus 40,2 Prozent auf 551.025 Motoren. Und: Bei dem um 1,8 Prozent geschrumpften Umsatz wurden 400 Millionen Euro investiert, das ist um 25 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mittlerweile ist mehr als jedes zweite weltweit ausgelieferte BMW-Fahrzeug mit einem Motor aus Steyr unterwegs, allen voran die 5er-Serie. "In Steyr ist das modernste Motorenwerk Europas", sagte der im Dezember bestellte neue BMW-Steyr-Chef Christoph Schröder. In Salzburg ist eine Erweiterung des Standortes um über 20 Mio. Euro geplant, sagte BMW-Austria-Chef Christian Morawa.

Die Zulassungen in Österreich gingen um 1,7 Prozent auf 18.890 Stück zurück, der Umsatz von BMW Austria stieg um acht Prozent auf 979 Mio. Euro. (ung, APA, 22.2.2018)