Tokio/Cardiff – Bei Nasenaffen kommt es auf die Größe an: Ein internationales Forscherteam berichtet, dass die Nasengröße der Männchen dieser auf Borneo endemischen Affenart offenbar in direktem Zusammenhang mit ihrem Erfolg beim anderen Geschlecht steht. Wie die Biologen im Fachblatt "Science Advances" berichten, leben Männchen mit größeren Nasen mit mehr Weibchen zusammen.

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Ein etwa zehn Jahre altes Nasenaffen-Männchen mit beachtlichem Gesichtsmerkmal.
Foto: Reuters/TIM CHONG

Der Nasenaffe (Nasalis larvatus) hat seinen Namen nicht von ungefähr: Das imposante Riechorgan, das die Männchen dieser Spezies aus der Familie der Meerkatzenverwandten aufweisen, ist kaum zu übersehen. Doch in der Größe gibt es Unterschiede. "Obwohl die Einzigartigkeit der Nasen dieser Art Biologen seit langem fasziniert, mangelte es bisher an wissenschaftlichen Nachweisen für ihre Funktion", sagte Sen Nathan von der Cardiff University.

Um dem ungewöhnlichen Geschlechtsdimorphismus dieser Tiere auf den Grund zu gehen, untersuchten Nathan und Kollegen zahlreiche Nasenaffen in freier Wildbahn und in Gefangenschaft. Sie nahmen morphologische Gesichtsmessungen vor und untersuchten Korrelationen mit anderen Merkmalen wie Körpermasse und Hodenvolumen. Außerdem erfassten sie, ob die Männchen mit Weibchen zusammenlebten und wenn, wie groß ihr Harem war.

Tiefere Lockrufe

Dabei zeigte sich: Affen mit größeren Nasen waren generell auch stärker gebaut, hatten größere Hoden – und waren erfolgreicher bei der Fortpflanzung: Sie scharten mehr Weibchen um sich und zeugten mehr Nachkommen. "Vereinfacht gesagt: Eine große Nase scheint ein Kennzeichen für starke männliche Eigenschaften zu sein", sagte Hiroki Koda von der Universität Kyoto, Erstautor der Studie.

Nasenaffen leben in Gruppen, die entweder nur aus Männchen oder aus einem Männchen und mehreren Weibchen bestehen.
Foto: KYOTO UNIVERSITY / MATSUDA LAB

Akustischen Analysen deuteten zudem darauf hin, dass die Größe der Nase auch die Resonanzeigenschaften der Ruflaute der Nasenaffenmännchen beeinflusst. Tiere mit größeren Riechern verfügen demnach über tiefere Stimmen – was Beobachtungen zufolge auf Weibchen ebenfalls anziehend wirkt. "Wir waren sehr überrascht, einen so klaren Zusammenhang zwischen Nasengröße und sexueller Attraktivität zu finden", sagte Studienleiter Ikki Matsuda.

In den vergangenen Jahrzehnte schrumpfte der Bestand der Nasenaffen auf Borneo um fast 50 Prozent – vor allem aufgrund von Waldrodungen für die Palmölproduktion, aber auch durch Bejagung. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Primaten als "stark gefährdet" ein. (dare, 25.2.2018)