Michael Bratl betreibt ein Geschäft in Mariahilf, mit dem er die Wiener Ampelpärchen berühmt machen will. Auch bei ihm zu Hause in Oberlaa will er sich mit den roten und grünen Figuren sein inneres Kind bewahren.

"Ich wohne hier im wunderschönen Favoriten, in Oberlaa, nicht weit von der Stadtgrenze entfernt. Bei meinen Freunden sorgt das immer wieder für Erstaunen, weil sie einfach nicht fassen können, wie man nur so weit draußen wohnen kann. Aber für mich ist das genau richtig. Ich finde Favoriten wirklich schön. Es gibt stille, ruhige, grüne Ecken. Das Grätzel wirkt fast dörflich. Ich komme aus der Steiermark und habe hier sozusagen ein grünes Déjà-vu, mit Wiesen, Feldern und kleinteiligen Strukturen rundherum. Und jetzt, wo wir die U1 quasi vor der Nase haben, ist es überhaupt perfekt.

"Wie man sieht, sind wir eine ziemlich verspielte Familie. Vielleicht wollen wir einfach nicht so schnell erwachsen werden?" Michael Bratl in seinem Wohnzimmer.
Foto: Lisi Specht

Ich wohne hier in einer Genossenschaftswohnung auf 87 Quadratmetern mit meiner Frau Christine und unseren beiden Kindern, fünf und acht Jahre alt. Das Haus wurde 1999 vom Wiener Architekten Helmut Richter geplant und hat offene Laubengänge und große Balkonflächen. Mir gefällt das gut, weil man aus jedem einzelnen Zimmer hinaus ins Freie treten kann – sogar aus dem Badezimmer! Aber wir werden im Sommer in eine größere Wohnung umziehen, auch hier in Oberlaa. Erstens ist es Zeit, dass die Kids endlich getrennte Zimmer bekommen, zweitens steht mein Rennrad derzeit in unserem Schlafzimmer, weil wir sonst nirgendwo mehr Platz haben, und das ist dann zwar ein ziemlich sportliches, aber kein sonderlich romantisches Schlafen, und drittens ist die jetzige Wohnsituation mit unseren Hobbys kaum noch vereinbar. Wir haben viel zu viel Graffel herumstehen.

Fotos: Lisi Specht

Eines dieser Hobbys sind die Ampelpärchen, die 2015 in Wien installiert wurden und damals für einigen Wirbel gesorgt haben. Ich habe mich in das Sujet auf Anhieb verliebt, und die Pärchen haben mich nie wieder losgelassen. Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Peter Rubik betreibe ich sogar einen eigenen Shop, in dem wir Ampelpärchenprodukte vertreiben. Und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich in der Wohnung plötzlich lauter Ampelpärchenkaffeehäferln und diverse andere Sachen wiederfinden. Das Badezimmer ist in der Zwischenzeit mit Ampelpärchenpickerln vollgeklebt. Und im Wohnzimmer haben wir eine Originalfußgängerampel stehen, mit der unsere Kinder spielen. Ob die ganzen Pärchen nerven? Nein, eigentlich nicht.

Außerdem habe ich einen regelrechten Legotick. Seit einigen Jahren schon sammle ich Legoautos und Legohäuser, und zwar Sondereditionen mit Modellen von Häusern aus Paris, Amsterdam und San Francisco. Meine Frau ist übrigens auch nicht wirklich besser. Sie ist ähnlich verspielt wie ich. Seit ihrer Kindheit schon sammelt sie Puzzlespiele und Schlümpfe. Wir haben eine ganze Vitrine voll mit diesen blauen Männchen. Es sind mittlerweile rund 150 Figuren.

Fotos: Lisi Specht

Wie man also sieht, sind wir eine ziemlich verspielte Familie. Manchmal frage ich mich, woran das eigentlich liegt. Vielleicht wollen wir einfach nicht so schnell erwachsen werden? Vielleicht wollen wir uns das kleine Kind in uns drinnen erhalten? Wie auch immer ... Ich könnte niemals in einer schlichten, sterilen Wohnung leben. Ich denke, mit der Lustigkeit und Verspieltheit, mit dem Entfliehen in andere Welten komme ich so richtig zur Ruhe.

Einen Traum für die Zukunft haben wir auch. Eine unserer Reisen hat uns vor ein paar Jahren nach Neuseeland geführt. Ich finde die Vielfalt, die dort in einem einzigen Land vereint ist, unglaublich beeindruckend. Auf der einen Seite Almwiesen, auf der anderen Seite Dschungel, dazwischen Hochgebirge und Gletscher, und wenn man sich umdreht, dann sieht man das Meer. Das ist echt faszinierend. Wer weiß, wenn unsere Kinder eines Tages groß sind, dann könnte Neuseeland vielleicht ein Land zum Auswandern sein." (26.2.2018)