Christian Thornton.

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Wien – Im Buwog-Prozess gab es am Donnerstag weitere Einblicke in die Immofinanz, die 2005 als Teil des Österreich-Konsortiums den Zuschlag für die Bundeswohnungsgesellschaften bekommen hatte. Befragt wurde der damalige Manager Christian Thornton, der die Provision an Peter Hocheggers Astropolis abgewickelt hat. Er beruft sich darauf, alles gemäß Anweisung seines Chefs Karl Petrikovics getan zu haben; der sagte aus, er habe anderes angewiesen.

Die Richterin konfrontierte Thornton mit Einvernahmeprotokollen von 2009. Damals sagte Thornton aus, er sei von Petrikovics "getäuscht, belogen und in die Irre geführt" worden; ihn selbst habe er als "Werkzeug" missbraucht. Der Immofinanzvorstandschef habe alles auf seine Mitarbeiter abgeschoben, wolle auch ihn in die Affäre reinziehen, so Thornton vor Gericht.

Unfreundliches Porträt

Und er zeichnete ein eher unfreundliches Porträt vom Exchef, das Arbeitsverhältnis sei angespannt gewesen. Wer etwas bei Petrikovics nachgefragt habe, sei angeschrien worden und habe seinen Job riskiert. Wobei Thornton einschränkte, dass er sehr wohl nachgefragt habe – etwa als es um die Grundlage für die Hochegger-Provision gegangen sei.

Immer wieder wird die Rolle der Ex-Immofinanz-Managerin P. besprochen, sie war für den Buwog-Deal zuständig. Sie habe sich ab und zu bei ihm ausgeweint, schilderte Thornton, der sich am Mittwoch als "Bote" und am Donnerstag als "Zahlenknecht" darstellte.

P. hat als Zeugin im Ermittlungsverfahren ausgesagt, sie zeichnete dabei ein ähnliches Bild von Petrikovics. "Rückfragen waren aufgrund der Persönlichkeit von Petrikovics nicht wirklich möglich, und Widerspruch wurde nicht geduldet. Ein Nachfragen zu Gründen hätte zu nichts geführt bzw. wäre sicher nur zu meinem Nachteil gewesen", sagte P. im April 2010 gemäß Protokoll, das DER STANDARD kennt. Bei Nachfragen oder Unstimmigkeiten habe sie oft die Antwort von Petrikovics bekommen, "ich wisse ja ohnehin alles, ich mache alles und er ist 200 Tage im Jahr verreist, oft 4000 Kilometer entfernt, er habe das nicht gelesen, hat keine E-Mail-Adresse oder die Telefonverbindung war so schlecht und er hat das nicht verstanden und wisse nicht, wovon ich rede". Aber das wird wohl auch Thema sein, wenn P. als Zeugin im Prozess aussagen wird.

Täglicher Anruf aus dem Urlaub

Petrikovics' Abwesenheiten waren auch vor Gericht ein Thema. Da schilderte Thornton, dass ihn der Vorstandschef auch aus dem Urlaub täglich angerufen habe – oft mitten in der Nacht. Bei einem solchen Gespräch habe Petrikovics auch Texte für Astropolis-Rechnungen (an Hocheggers Astropolis floss die Buwog-Provision) freigegeben. Wobei es da um Scheinrechnungen ging. (Renate Graber, 22.2.2018)