In Wien mussten fast 1.000 Videotheken zusperren

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Das Zauberwort im Silicon Valley heißt "Disruption": So nennt man es, wenn ein neuer Service eine ganze Geschäftssparte auf den Kopf stellt. Etwa Uber in der Taxi-Branche oder Amazon beim Buchhandel. Auch Netflix fällt in die Kategorie der großen "Branchenbrecher". Neben Fernsehsendern und Kinos sind es vor allem Videotheken, die unter dem Streaming-Dienst leiden. So ist die Zahl der Videotheken in Wien binnen weniger Jahre von über 1.000 auf rund zehn gesunken.

Stammkunden

Die Videotheken überleben dank Stammkunden, die etwa selbst keinen Computer haben oder Filme nicht in hoher Auflösung streamen können. Durch die Schließung anderer Videotheken verzeichnen die letzten noch existierenden Geschäfte auch Neuanmeldungen, sagt Betreiber Paul Pawlek zum ORF Wien. Andere Anbieter versuchen, eine Nische zu besetzen und etwa besonders hochgelobte Filme anzubieten.

Menschliche Empfehlung

"Wenn man eine menschliche Empfehlung haben will, dann kommt man zu uns", so Petra Forstner von der Filmgalerie Achteinhalb zum ORF Wien – Videotheken setzen also auf das Rezept, das einige Buchhändler gegen Amazon gefunden haben. Dennoch sind die Zukunftsaussichten trist. "Kaum jemand kann heute vom Verleih von Filmen leben", sagte Wolfgang Krejcik von der Wirtschaftskammer zum STANDARD. Einige Videotheken nehmen nun auch Pakete an, um Zusatzeinnahmen zu erlangen.

Neue Streamingdienste

Dazu kommt, dass reihenweise neue Streaming-Dienste entstehen, die neugefundene Modelle von Videotheken unterminieren. Der Service "Mubi" bietet beispielsweise nur dreißig Filme an, die ständig wechseln. Diese sollen von Filmexperten persönlich ausgewählt worden sein. (red, 23.2.2018)