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Wahlgewinnerin: Linda Belcher gewann in Bullitt County.

Foto: AP Photo/Timothy D. Easley

Bullitt County hat seit seiner Gründung 1796 kaum für landesweite Schlagzeilen gesorgt. Doch diese Woche war alles anders. Im bisher republikanischen 49. Wahlbezirk des traditionell republikanischen Bundesstaates gewann Linda Belcher die Wahl für den Sitz für das Abgeordnetenhaus von Kentucky. Belcher ist Demokratin.

2016 hat Trump in Kentucky mit einem der größten Vorsprünge unter allen US-Bundesstaaten vor Hillary Clinton die Präsidentschaftswahl gewonnen. Im Wahlbezirk, den nun eine Demokratin gewonnen hat, gewann er 72 Prozent der Stimmen. Kurz: Kentucky ist Trump-Hochburg. Am Dienstag stimmten 68 Prozent der Wähler für die Demokraten.

Missbrauchsvorwürfe

Die Wahl hatte einige Besonderheiten: Der Sitz wurde erst frei, weil Belchers Vorgänger im Amt, Pastor Dan Johnson, Suizid verübte, nachdem Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben worden waren. Seine Frau bewarb sich für die republikanische Partei um den Sitz ihres verstorbenen Ehemannes – ohne Erfolg.

Trotz dieser besonderen Umstände ist auch diese Wahl Teil eines größeren – und für die Republikaner besorgniserregenden – Trends: Bereits eine Woche zuvor gewannen die Demokraten einen Sitz für das Abgeordnetenhaus in Florida von den Republikanern. Zwei Wochen zuvor geschah das Gleiche in Missouri.

"Blaue Welle" dank "Trump-Effekt

Bullitt County ist der 37. Wahlbezirk seit dem Amtsantritt von Donald Trump, der von den Republikanern zu den Demokraten wechselte, viele davon in Bezirken, die tief republikanisch sind.

Besorgniserregend für die Republikaner vor den Zwischenwahlen im November, bei denen das Repräsentantenhaus und Teile des Senats neu gewählt werden: 20 der Wahlbezirke, die die Demokraten den Konservativen wegschnappen konnten, wählten bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen mit großen Abstand Trump.

Den Demokraten hilft dabei der "Trump-Effekt", die Wut vieler Liberaler auf die Amtsführung des US-Präsidenten, gleich mehrfach:

  • Mobilisierung Durch die immer neuen Skandale im Weißen Haus wird die Basis der Demokraten ohne echtes Zutun der Partei mobilisiert. Hatte Hillary Clinton noch große Probleme, Liberale für sich zu begeistern, ist das seit dem Amtsantritts Trumps verflogen.
  • Mehr Kandidaten Deswegen bewerben sich auch mehr Kandidaten für die Demokratische Partei. Gab es früher in traditionell republikanischen Wahlbezirken Schwierigkeiten, überhaupt Gegenkandidaten zu finden, kann sich die Demokratische Partei dieses Jahr kaum mehr vor neuen Bewerbern erwehren.
  • Ehrenamtliche Helfer Viele wandeln ihre Wut über Trump nicht nur in Stimmen, sondern auch in freiwillige Arbeit um. Manche Wahlkampfbüros werden von ehrenamtlichen Helfern geradezu gestürmt. Die demokratische Basis läuft, klopft an Türen und macht Werbung, wann immer möglich.
  • Konzentration auf Unabhängige Für die Kandidaten der Demokratischen Partei ist diese Begeisterung gleich doppelt von Vorteil: Sie müssen gar keinen Anti-Trump-Wahlkampf führen, weil ihre Basis ohnehin schon motiviert ist. Stattdessen können demokratische Kandidaten im Wahlkampf unabhängige Wähler mit lokalen Themen ansprechen. (red, 23.2.2018)