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2007 stieg der Verbund in der Türkei ein – sechs Jahre später mit unerfüllten Hoffnungen wieder aus.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Wien – Am Ende war es für den Verbund vor allem eine Bilanzverschönerung. Das konstatierte der Rechnungshof (RH) in einem aktuellen Bericht, in dem es um den Türkei-Ausstieg des halbstaatlichen Energieversorgers und dessen Anteilstausch mit der deutschen E.ON im Jahr 2013 geht. Neben einer nachlässigen Überprüfung vor dem Tausch habe es beim Verbund auch Interessenkonflikte bei den Aufsichtsräten gegeben, kritisiert der RH.

Für den Verbund leuchteten damals alle Sterne im Orient: 2007 schloss man sich mit der türkischen Sabancı-Holding zusammen, investierte rund 1,3 Milliarden Euro in den Bau von Kraftwerken. Bis 2015 wollte man einen Anteil von zehn Prozent am türkischen Strommarkt erreichen. Der Plan ging nicht auf: Ein steigender Investitionsbedarf erhöhte das Risiko der Fremdwährungskredite, bis 2013 fuhr man einen Verlust von 128 Millionen Euro ein.

Mit dem Asset-Swap 2013 wollte das Verbund-Management rund um Vorstand Wolfgang Anzengruber aus dem Investitionsloch aussteigen und tauschte die Beteiligungen mit der deutschen E.ON gegen Anteile an Wasserkraftwerken in Österreich und Bayern. Der Verbund bezeichnete den Tausch als "Realisierung eines hohen Gewinns", tatsächlich belief sich der liquiditätswirksame Überschuss aus der Transaktion aber nur auf rund 21 Millionen Euro, wie es im Rechnungshofbericht heißt.

Mit dem Joint Venture Enerjisa plante der Verbund große Investitionen im aufstrebenden Energiemarkt der Türkei.
Foto: Enerjisa

Schöne Bilanzen

Der Tausch habe vor allem zu einer Bilanzverschönerung beigetragen: Mit den höheren Kraftwerksbeteiligungen konnte der Verbund stille Reserven von rund 919 Millionen Euro aufdecken. Anstatt Verluste von 740 Millionen Euro auszuweisen, präsentierte man positive Ergebnisse von rund 580 Millionen Euro.

Der geringe Überschuss aus dem Tausch habe die Auszahlung einer Sonderdividende 2013 nicht gerechtfertigt. Sie trug eher zu einer höheren Verschuldung des Konzerns bei. Der Verbund habe bei dem Tausch ebenfalls auf eine externe Überprüfung von möglichen Risiken verzichtet, kritisiert der RH. Man habe die Beteiligung gut genug gekannt und deswegen keine Prüfung veranlasst, heißt es in einem Statement des Konzerns.

Kritik vom RH gibt es zudem an einem Interessenkonflikt bei den Aufsichtsräten, von denen einer auch im Vorstand der EVN, der andere im Aufsichtsrat der Wien Energie sitze. Beide Unternehmen sind Mitbewerber und Minderheitsaktionäre der Verbund AG. Dies würde unter anderem den Handlungsspielraum des Verbunds begrenzen. (jp, 23.2.2018)