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2008 war es mit dem Wachstum vorbei: Der britische Staat musste die RBS notverstaatlichen.

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Nach neun Jahren akkumulierter Verluste von 58 Milliarden Pfund hat die mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Royal Bank of Scotland (RBS) am Freitag erstmals seit dem globalen Finanzcrash einen Gewinn verbucht.

Während das Unternehmen für 2016 noch einen Verlust von knapp 7 Mrd. Pfund verzeichnen musste, weist die Bilanz für 2017 ein Plus von 752 Mio. Pfund aus. Vorstandschef Ross McEwan freute sich über den "symbolischen Moment". Der Zeitpunkt für zukünftige Dividendenzahlungen sei näher gerückt. Weil der Bank aber weitere Strafzahlungen in Milliardenhöhe ins Haus stehen, schmierte die Aktie an der Londoner Börse um mehr als vier Prozent ab.

Faule Deals

Als vor zehn Jahren der Finanzcrash die Weltwirtschaft abwürgte, war RBS die größte Bank der Welt. In den ersten Jahren des Jahrhunderts hatte der damalige Boss Fred Goodwin das in Edinburgh und London ansässige Unternehmen in immer faulere Deals getrieben; noch im Frühjahr 2007 agierte RBS als Konsortialführer bei der feindlichen Übernahme des niederländischen Bankengiganten ABN Amro für die Rekordsumme von 71 Milliarden Euro.

Im Oktober 2008 stand RBS kurz vor der Pleite, ehe der britische Staat den Konzern durch den Kauf von 81 Prozent rettete. Dem Kauf lag ein Aktienkurs von 502 Pence zugrunde; gestern Nachmittag notierte das Papier an der Londoner Börse bei 270 Pence. Die von der konservativen Regierung bereits mehrfach ins Auge gefasste Reprivatisierung dürfte noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Führende Mitglieder der überparteilichen Parlamentarischen Bankenkommission hatten sich bereits vor fünf Jahren für eine Zerschlagung von RBS in eine Anzahl von Regionalbanken eingesetzt, deren Bilanzsummen mehr als 100 Milliarden Pfund keinesfalls überschreiten sollten. Diesen Plan verwarf der damalige Finanzminister George Osborne.

Gegenüber dem Höchststand 2008 ist die RBS-Bilanzsumme um zwei Drittel auf 750 Milliarden Pfund geschrumpft, die Zahl der Mitarbeiter beträgt noch 92.400.

Die Zweifel der Anleger, die sich im Kursverlust am Freitag ausdrückte, haben vor allem mit einem Verfahren wegen des Verkaufs fauler Hypothekendarlehen in den USA zu tun. Verhandlungen mit dem US-Justizministerium über eine Schadenersatzzahlung ziehen sich in die Länge; McEwan hatte dazu am Freitag nichts Neues mitzuteilen, hofft aber auf eine Einigung in diesem Jahr. Die Strafe dürfte mindestens im einstelligen Milliardenbereich liegen.

"Genug Seil" für die Kunden

Auch durch die britischen Aufsichtsbehörden droht dem Konzern Ungemach. Erst in dieser Woche veröffentlichte der Finanzausschuss des Unterhauses einen Bericht über die Art und Weise, wie RBS jahrelang mit kleinen und mittleren Unternehmen umgegangen war. Diesen sollte man "genug Seil zur Verfügung stellen, damit sie sich aufhängen können", hieß es in einem internen Memo. Den in den Ruin getriebenen Geschäftsleuten wurden hohe Kreditzinsen in Rechnung gestellt.

Hinzu kommt ein heftiger Streit über Filialschließungen. In der schottischen Heimat der traditionsreichen, 1727 gegründeten Bank laufen seit Monaten Lokalpolitiker und Gewerkschaftler Sturm gegen die geplante Schließung von 52 RBS-Filialen im ländlichen Raum.

Dafür gebe es angesichts der neuen Zahlen "keinerlei Rechtfertigung", sagte Mary Alexander von der Gewerkschaft Unite, die am Freitag eine Reihe von Demonstrationen organisierte. CEO McEwan hielt hingegen ausdrücklich an den Schließungen fest. Die Filialen würden "einfach nicht mehr benutzt", weil immer mehr Kunden auf Internet- oder Telefonbanking umsteigen. (Sebastian Borger aus London, 24.2.2018)