Im Gangneung Oval hatten vor allem die niederländischen Fans eine Gaudi. Jetzt steht eine Umwidmung in eine Fischmarkthalle im Raum.

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Den Sommersportlern können die Wintersportler aus Südkorea auch nach den Spielen von Pyeongchang noch nicht das Wasser reichen. Rang acht in der Medaillenwertung stand am Ende der Spiele in Rio de Janeiro für den auch sportlichen Tigerstaat. Das Rekordergebnis von London 2012 (Rang fünf mit 28 Medaillen) wurde allerdings um sieben Dekorationen verpasst.

Investiert wurde in den Winter, der vor dem letzten olympischen Wettkampf-Wochenende zwölf Medaillen, davon vier aus Gold, abgeworfen hatte, genug. Die erste Bobbahn mit LED-Beleuchtung kostete allein mehr als 90 Millionen Euro. Als zwischenzeitlich Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Baus selbst bei den sonst nicht so zimperlichen Olympiern aufgekommen und ein Ausweichen nach Japan, auf die seit Olympia 1998 verwaiste und von der Schließung bedrohte Anlage in Nagano, angeboten worden war, lehnten die Südkoreaner entrüstet ab. Einerseits sei es eine Frage der nationalen Ehre gewesen, das Olympic Sliding Centre in die Landschaft zu klotzen. Andererseits bekundete das Nationale Olympische Komitee den Willen, Bob, Rodeln und Skeleton im Land zu entwickeln.

Zu weit weg

Dass Skeletonpilot Yun Sung-bin zu Gold raste, ließ auch die letzten Zweifler verstummen. Die Bahn war der letzte Baustein zum Triumph der im Weltcup erfolgreichen Nummer eins der Weltrangliste. Dass der 23-Jährige wegen der Eigenheiten des Eiskanals und der hohen Anreisekosten nicht mehr viele Heimrennen in dieser Kategorie haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest Koreas Rodler sind noch recht weit von der Musik entfernt, sie werden den Anschluss ebenfalls weit weg von der Heimbahn finden müssen.

In Gangneung werden nach den Spielen weniger Investitionsruinen stehen als eine Autobusstunde entfernt in den Bergen. An der Küste zelebrierten die Südkoreaner nämlich ihre Stärken, und dort lag auch ihr Hauptinteresse. Ein Gutteil der am Ende etwas mehr als eine Million Eintrittskarten wurde für Eishallen-Sportarten verkauft.

In der Curling-Halle, die schon vor dem Zuschlag für Olympia stand, wird in Gedenken an die fünf Kims, das Damenteam, das am Sonntag um eine der vier letzten Goldenen von Pyeongchang spielt, weiter gezielt und gewischt werden. Während für das Eisschnelllaufoval eine Umwidmung zur Fischmarkthalle im Raum steht und die kleine Eishockey-Halle der benachbarten Kwandong University überantwortet wird, haben auch die größere der beiden Eishockey-Hallen, das Gangneung Hockey Centre, sowie die Ice Arena für Eiskunstlauf und Shorttrack dank der schnellen Erreichbarkeit von Seoul aus sportliche Zukunft.

Während die Gastgeber im Shorttrack und im Eisschnelllauf die Medaillenvorgaben weitgehend erfüllten, kamen für sie die Spiele im Eiskunstlauf um zumindest vier Jahre zu früh. Der Boom, den Kim Yu-na mit dem Olympiasieg 2010 in Vancouver ausgelöst hatte, war noch nicht in Medaillenkandidatinnen oder auch -kandidaten umzumünzen.

Die "Lady Diana" Südkoreas, wie die mittlerweile 27-Jährige wegen der ihr entgegengebrachten Verehrung genannt wurde, trug zum Gelingen der Spiele, für die sie als Botschafterin geworben hatte, nur durch die Entzündung des olympischen Feuers bei. Den Plan, daheim unter den fünf Ringen selbst noch aufs Eis zu gehen, hatte sie unmittelbar nach den Winterspielen 2014 in Sotschi begraben, wo sie nach einhelliger Meinung zumindest ihrer Landsleute zugunsten der Russin Adelina Sotnikowa um Gold betrogen worden war.

Südkoreas Nachfolgehoffnung You Young ist erst zwölf Jahre alt. Das olympische Mindestalter beträgt 15, in Peking könnte sie also dabei sein. Dort liegt das Augenmerk dann allerdings auf dem chinesischen Aufgebot. Innerhalb der nächsten vier Jahre muss da viel passieren. Die Südkorea im Verhältnis zur Einwohnerzahl um den Faktor 28 überlegene Volksrepublik ist bisher eine der größten Enttäuschungen in Pyeongchang. Vor dem Wochenende gelangen erst neun Medaillen, golden leuchtete eine einzige, jene des Shorttrackers Wu Dajing, der über 500 Meter einen südkoreanischen Doppelerfolg verhindert hatte. (Sigi Lützow aus Pyeongchang, 23.2.2018)