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Harding (li.) und Kerrigan bei den US-Meisterschaften 1992.

Foto: AP/ PHIL SANDLIN

Pyeongchang – Was am Freitag ein "kleiner Krieg" zwischen den Moskauer Freundinnen Alina Sagitowa und Jewgenija Medwedewa war, war vor 24 Jahren Big News, Realityshow und Schmierenkomödie zugleich. Mehr als 100 Millionen Amerikaner saßen vor dem Fernseher, das Duell um Eiskunstlaufgold zwischen Tonya Harding und Nancy Kerrigan war der Aufreger der Winterspiele 1994 in Lillehammer und sprengte alle TV-Rekorde.

Knapp ein Vierteljahrhundert später kommt die unglaubliche Geschichte des vom Harding-Umfeld geplanten Eisenstangenattentats auf Kerrigan nun auf die Leinwand. I, Tonya heißt der Spielfilm des australischen Regisseurs Craig Gillespie, der am 22. März auch in den europäischen Kinos anläuft.

Die deutsche Katarina Witt, die beim olympischen Kür-Duell zwischen "Eishexe" Harding und "Cinderella" Kerrigan sportliche Rivalin der beiden US-Läuferinnen war, hat den Streifen vorab gesehen und war begeistert. "Ich habe mich sofort in diese Zeit zurückversetzt gefühlt. Auch die Ausstattung war superauthentisch", sagte die zweimalige Olympiasiegerin.

Worum geht es in dem Zwei-Stunden-Epos? Hardings damaliger Ehemann Jeff Gillooly heuerte einen Schläger an, der Kerrigan vor den US-Meisterschaften mit einer Eisenstange schwer am Knie verletzen sollte, um ihren Olympiastart zu verhindern. Doch der Mann wurde kurze Zeit später gefasst, und Kerrigan wurde rechtzeitig zu Olympia sechs Wochen später wieder fit.

Margot Robbie spielt die prollige Harding aus der amerikanischen Unterschicht so bravourös, dass die australische Schauspielerin am 4. März auf einen Oscar als beste weibliche Hauptdarstellerin hoffen darf.

Mehr als 20 Jahre lang hatte Harding jegliche Mitwisserschaft weit von sich gewiesen, erst im Jänner räumte sie in einer ABC-Dokumentation ein, doch eingeweiht gewesen zu sein: "Ich wusste, dass da etwas lief."

Den ersehnten Olympiasieg haben seinerzeit im Übrigen beide Läuferinnen verpasst. Harding hielt dem nervlichen Druck nicht stand und wurde Achte, Kerrigan wurde von Oksana Bajul aus der Ukraine knapp geschlagen.

Mit dem Film will sie nichts zu tun haben. "Ich bin vollauf damit beschäftigt, mein Leben zu leben", sagte die 48-jährige Kerrigan, Mutter von drei Kindern, dem Boston Globe. Ein Jahr nach dem Olympiadrama hatte sie ihren Manager Jerry Salomon geheiratet.

Die ein Jahr jüngere Harding führte und führt ein unsteteres Leben. Sie heiratete ein zweites Mal, verkaufte ein Video ihrer Hochzeitsnacht an ein Erotikmagazin. Sie boxte, catchte, managte ein Wrestling-Team. Aus ihrer dritten Ehe ging ihr mittlerweile siebenjähriger Sohn Gordon hervor. Bei der US-Promotour für den Film zeigte sie sich mit Robbie auf den roten Teppichen. Ein Abstecher ins Rampenlicht. (sid, red, 23.2.2018)