Ein Toter in der Badewanne, dessen auch für den erstmals wieder allein ermittelnden Kommissar Borowskwi (Axel Milberg) und ein ziemlich verkommenes Inselvolk: Die Kritiker sind gespalten über den Sonntagskrimi – wie sehen Sie den neuen Kieler "Tatort"?

Axel Milberg ermittelt nun wieder ohne Sibel Kekilli. Als einsamer Wolf bekommt er "viele schöne Szenen, in denen er mit Mantel und Schal sehr versonnen aufs Meer oder ins bedrohliche Wetter blicken kann", schreibt Katharina Riehl in der "Süddeutschen Zeitung".

Riehl klingt nicht froh über den "Tatort": "Man kann diesem Film nur folgen, wenn man auch der behaupteten Unwiderstehlichkeit beider Hauptfiguren zu folgen bereit ist." Und: "Die Lösung des Falls ist so überpsychologisiert wie die ganze Geschichte."

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Christian Buß sieht auf Spiegel Online im aktuellen Tatort einen "Krimi, durch den der Ermittler streckenweise durch die Handlung treibt wie ein Schiffbrüchiger auf dem Meer, in dem sich der Ermittler wie ein Fieberträumender in die nassen Laken wirft. Borowski von Sinnen, Borowski von Sirenen gerufen."

Buß vergibt 6 von 10 möglichen Punkten und befundet: "Das Ende, ein Akt etwas anderer weiblicher Selbstermächtigung, über die hier nicht mehr verraten werden soll, ist dann wieder so spektakulär wie Christiane Pauls brandungsaktiver erster Auftritt im Film. Kein völlig geglückter "Tatort", aber einer, in dem Männerfantasien munter gegen die Fantasierenden selbst gerichtet werden."

Paul als im Neoprenanzug im flachen Wasser ist für Buß eines der "rustikalsten und rätselhaftesten 'Tatort'-Intros aller Zeiten".

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Wahnwirbel der Gefühle

Elmar Krekelers empfiehlt den "Tatort" auf Welt.de zum Beispiel so: "Eine Ermittlung findet auch statt. Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Sondern um eine Liebe im Jetzt und wie sie von den Gespenstern des Gestern zerstört wird, wovon manche Leute reden, wenn sie von Liebe reden. Und um die Widerspiegelung einer Seelenaufruhr in der Natur. Borowski lässt sich hineinziehen in diesen Wahnwirbel der Gefühle. In den Tanz der Gespenster des Glücks. Bleibt lange drin. Kommt schwer hinaus. Wie wir alle. Trotzdem: Südwester raus, Friesennerz, Gummistiefel... Und gucken."

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Nur Klischees für die Insulaner

"Es stürmt und flirrt, es rauscht und tost, der Sound des Tatorts stimmt über weite Strecken", schreibt STANDARD-Kritikerin Birgit Baumann über den Kieler Tatort "Borowski und das Land zwischen den Meeren": "Da verzeiht man, dass für die Insulaner (samt Polizeikräften) nur Klischees übrig blieben. Und der Tathergang, der sich erst am Ende aufklärt, ist das Durchhalten allemal wert." (red, 25.2.2018)

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