Foto: ZDF Arte

Dass Superhelden auf computergenerierte Unterstützung angewiesen sind, kennt man hinlänglich aus den Kinoabenteuern von Captain America und Konsorten. Doch auch im kleineren Fernsehrahmen kann es nicht schaden, wenn im Kampf gegen Drachen, Riesen und Naturkatastrophen die Tricktechnik aushilft.

Dieser Tage kann man das in der Arte-Reihe Superhelden – Odysseus, Parzival und Beowulf (online verfügbar bis 18. 3.) gut beobachten: Was wäre Homers Held im Kampf gegen den glutäugigen Polyphem, die betörenden Sirenen und widrige Winde ohne entsprechend dramatische Veranschaulichung? Da kann der über Weltkarten gebeugte Althistoriker mit seinen wissenschaftlichen Ausführungen über griechische Kolonialgeschichte dem Spektakel der Irrfahrt höchstens rationales Beiwerk beisteuern.

Völkerrecht und Rinder

Dabei erfährt man auch beim Zuhören Interessantes. Nicht nur dass zu Odysseus' Zeiten "Völkerrecht und Kriegsrecht noch nicht so weit entwickelt" waren, sondern dass der vermutlich Adelige aus Ithaka (oder Kefalonia?) "neunundfünfzig Herden von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen" (Homer) besessen habe.

Was man heute von Odysseus lernen kann? Eher nicht, wie man mit einer gemeinen List eine ganze Stadt auf dem Gewissen haben kann – aber dass es hilft, sich als tragische Figur in einer komplexen Welt zu verstehen, in der man sich nicht wie der Rest der Besatzung die Ohren verstopft und auf die Sinne vernebelnde Willkommensgeschenke verzichtet.

Dann können auch gerne zwanzig Jahre vergehen, um wieder dort anzukommen, woher man kam. Als antiker Superheld und als heutiger Normalsterblicher. (Michael Pekler, 26.2.2018)