München – "Warum?", frug ein deutscher Kollege, mit dem wir vor der Ceed-Weltpremiere in München ein paar Takte plauderten. Eben anlaufende Sicherheitskonferenz, enormes Polizeiaufgebot, programmierte Staus und so. "Warum nur machen die Koreaner diese Weltpremiere in München?"

Szenen einer Enthüllung – noch vor der Enthüllung.
Foto: Andreas Stockinger

Nicht dass das fürs Auto selbst überragend relevant wäre, aber zwei Lösungsansätze: weil Konzern-Chefdesigner Peter Schreyer ein Bayer ist. Und weil in München eben BMW daheim ist und Kia mit dem Stinger, hinterradantriebsbewaffnet wie alle "echten" BMWs, halt speziell das 4er Gran Coupé im Visier hat. Womit Kia aufzeigen will, auch vor der großmächtigen deutschen Oberklasse genau null Genierer zu kennen.

Europaschwerpunkt

Veranstaltungsadresse war der Kohlebunker in der Lilienthalallee, durchaus kontrastreiches Verfallsambiente für ein neues Auto. Dort vernahm man dann, dass der neue Ceed, die dritte Generation von Kias Beitrag in der extrem umkämpften Golfklasse, wieder sowohl in Deutschland designt als auch dort entwickelt wurde – gebaut wird er weiter im slowakischen Sillein (Zilina). Und falls sich wer frägt, was der merkwürdige Name bedeutet: Ceed steht für ein Auto für die "Community of Europe, with European Design".

Der Ceed ist mit 4,31 m gleich lang wie der Vorgänger, macht aber dank geringeren Frontüberhangs weniger auf Nasenbär. Außerdem ist er 20 mm breiter und 23 mm flacher.
Foto: Andreas Stockinger

Was bekommt diese Community für ihr Geld? In Österreich ab Ende Juni einen schnörkellos gezeichneten Fünftürer, ab Anfang September einen praktischen Kombi und ab Jahresende mit dem ProCeed einen bildschönen Shooting Brake, also einen coupéartigen Lifestylekombi – die 2017 auf der IAA gezeigte Studie hat darauf ja schon einmal vorbereitet.

Jetzt einmal der Fünf-Türer...
Foto: Andreas Stockinger

In München gab es erst einmal nur den Fünftürer zu sehen, sein Publikumsdebüt feiert er Anfang März auf dem Genfer Autosalon. Einmal rot, einmal blau stand er nach der Enthüllung auf der Bühne, und trotz Tigernase, wie der charakteristische Markengrill heißt, ist der Ceed weitaus nicht mehr der Nasenbär wie der Vorgänger.

Neue Plattform

Bei gleichem Radstand (2,65 m) wurde der Frontüberhang um zwei Zentimeter verkürzt. Gleicher Radstand, aber neue Plattform ("K2") – und dank 20 mm mehr Breite (1,80 m) wirkt das Innenraumangebot einen Tick großzügiger, so der Eindruck der ersten Sitzprobe. Die vorn weggeschnipselten 20 mm wurden hinten wieder angepappt, Ergebnis: Bei 4,31 m Gesamtlänge haben im Kofferraum 15 Literpackerln Milch mehr Platz, von 395 Liter Ladevolumen statt bisher 380 ist die Rede.

Der Innenraum des neuen Ceed.
Foto: Andreas Stockinger

Motoren. Es kommt eine neue 1,6-Liter-Dieselgeneration auf EU6d-Temp-Niveau zum Einsatz, mit 115 und 136 PS. Weiters zur Auswahl stehen vier Benziner – ein 1,4-Liter-Sauger (100 PS), zwei 1,0-Liter-Turbo-3-Zylinder (100, 120 PS) und ein brandneuer 1,4-Liter-Turbo (140 PS), den es auch mit 7-Gang-DCT gibt. Eine Mildhybrid-Version auf 48-Volt-Basis folgt Anfang 2019, Plug-in-Hybrid und E-Ceed wären möglich, sind aber noch nicht durchgewinkt. (Andreas Stockinger, 1.3.2018)