Tohru Nakamura besiegt Tim Mälzer in "Kitchen Impossible".

Foto: vox.de/screenshot

Die beste Methode, die von den Tiroler Landtagswahlen strapazierten Nerven wieder zu beruhigen, besteht im Genuss von "Kitchen Impossible" auf Vox. Tim Mälzer ist das unübertroffene Großmaul unter den Chefabschmeckern im deutschen Privatfernsehen. Sozusagen der Claus Peymann, ach was: der Matthias Hartmann unter den Schöpflöffelschwingern!

Pro Woche (und Folge) kocht Mälzer jeweils zwei regionale Spezialitäten nach, die er verkosten darf, ohne über das Rezept mehr zu wissen als das, was ihm die eigenen Geschmacksknospen – und natürlich Gesichts- und Geruchssinn – mitteilen. Ein Duellpartner aus der Zunft der Hochleistungsköche tut es ihm gleich.

Am Ende zählen die beide die Punkte zusammen, die ihnen skeptische Feinschmeckerrunden verliehen haben. Und siehe da, meistens gewinnt Mälzer. Der pflegt nämlich sein Image als Proletarier mit Herz, der auch einmal in die Bulette beißt, während der Molekularkoch jedes Salzkorn einzeln in Agar-Agar wälzt. Konkurrent Tohru Nakamura durfte immerhin einen Pfälzer Saumagen eigenhändig versaubeuteln.

Die Show bezieht ihren unwiderstehlichen Reiz aus der Schlüssellochperspektive. Wir sehen die Küchenzampanos an fremden Herdplatten schuften. Wehe, man belästigt Mälzer mit "Texturen", mit frittiertem Rettich (in Tokio) oder mit Aal in Chlorophylltunke (in den Niederlanden). Da vergisst der bullige Elmshorner sofort auf die gute Kinderstube. Jede Sauce erinnert ihn dann an das, was einem von einer Liebesnacht, die man in allzu flüchtiger Umarmung verbracht hat, übrig geblieben ist.

Kein schöner Anblick. Aber Leistungskochen ist auch nur bedingt ein sinnliches Erlebnis. (Ronald Pohl, 26.2.2018)