Weibchen und Männchen sind bei den Königspinguinen äußerlich so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Oder würden Sie erkennen, welcher Vogel hier weiblich und welcher männlich ist?
Foto: Céline Le Bohec

Wien – Hierarchie muss sein: Nach den Kaiserpinguinen sind die Königspinguine (Aptenodytes patagonicus) mit einer Körperlänge von bis zu 95 Zentimetern nur die zweitgrößte Großpinguinart. Ansonsten schauen sich die beiden Arten ziemlich ähnlich. Noch ähnlicher sind sich freilich die männlichen und die weiblichen Königspinguine, die rein äußerlich so gut wie keine Unterschiede zeigen, zumindest für das menschliche Auge.

Eine neue Studie belegt die Bedrohung der Königspinguine durch den Klimawandel. 70 Prozent der über drei Millionen Tiere könnten bis zum Ende des Jahrhunderts verschwunden sein.
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Wie die Königspinguine selbst potenzielle Partnerinnen und Partner erkennen, haben nun Forscher um Hannah J. Kriesell (Centre Scientifique de Monaco) im Fachblatt "Ibis" ermittelt. Es scheint dabei weniger auf die Optik als auf die Akustik anzukommen: Die Vögel verwenden nämlich eine geschlechtsspezifische Abfolge von Silben. Verräterisch ist außerdem ein Detail der Schnabelform, die allerdings nur mit einer Trefferquote von 80 Prozent das entsprechende Geschlecht anzeigt..

Die majestätischen Tiere sind bei der Wahl ihrer Nistplätze sehr wählerisch. Das könnte ihnen zum Verhängnis werden.
Foto: Céline Le Bohec

Nistplätze und Fischgründe

Beim Nistplatz erweisen sich die Königspinguine als recht anspruchsvoll: Neben ganzjährig niedrigen Temperaturen darf die Insel nicht vollständig von Meereis umschlossen sein und muss entweder Sand- oder Kiesstrände bieten. Aber vor allen Dingen bedarf es ertragreicher und stabiler Nahrungsquellen, damit Jungtiere gefüttert werden können.

Über Jahrtausende konnten die Meeresvögel sich auf die antarktische Polarfront verlassen: Ein Strömungssystem, das Wassermassen aus der Tiefe an die Oberfläche transportiert und dadurch zu großen Fischvorkommen in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet führt. Durch den Klimawandel verlagert sich diese Polarfront jedoch nach Süden – und entfernt sich dabei von den von Königspinguinen bewohnten Crozetinseln, den Kerguelen und der Marion-Insel.

Die subantarktischen Verbreitungsgebiete der Königspinguine, grün markiert sind die Brutregionen. Die Farben Gelb und Rot markieren die Reviere der beiden leicht unterschiedlichen Unterarten.
Bild: Sébastien Bruchet/[cc;3.0;by-sa]

Dadurch werden die Elterntiere dazu gezwungen, längere Distanzen zu schwimmen um Nahrung zu finden. Eine nun veröffentlichte Studie im Fachblatt "Nature Climate Change" sagt voraus, dass die immer länger andauernden Jagdzüge der Elterntiere bald dazu führen könnten, dass die Jungtiere nicht mehr genügend Nahrung erhalten und dadurch die Populationen der Königspinguine zusammenbrechen, falls sie sich nicht verlagern lassen.

"Das Hauptproblem ist, dass es nur wenige Inseln im Südpolarmeer gibt und nicht alle von ihnen für Pinguinkolonien geeignet sind", sagt Robin Cristofari, der leitende Autor der Studie vom französischen Institut Pluridisciplinaire Hubert Curien und dem Centre Scientifique in Monaco.

Frühere kritische Phasen

Cristofari und seine internationalen Kollegen haben mithilfe von Informationen aus dem Pinguingenom die Veränderungen in der Populationsgröße der Pinguine in den letzten 50.000 Jahren rekonstruiert. dabei zeigte sich, dass frühere Klimawandel und die damit verbundenen Änderungen der Meeresströmungen, des Meereisvorkommens und der Position der antarktischen Polarfront immer mit kritischen Phasen für die Vögel einhergingen.

Allerdings besteht dadurch auch Grund zur Hoffnung: Die Königspinguine haben schon mehrere solche Phasen überlebt (das letzte Mal vor etwa 20.000 Jahren) – und sie scheinen gut damit umgehen zu können.

Immerhin: Der Anstieg des Meeresspiegels lässt die Königspinguine kalt, auch wenn ihnen wie hier das Wasser bis zum Kopf steht.
Foto: Céline Le Bohec

"Die äußerst geringen genetischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Pinguinkolonien deuten darauf hin, dass regelmäßig Tiere zwischen den Kolonien hin- und her-migrieren", erklärt Emiliano Trucchi, einer der Hauptautoren der Studie, der bis vor kurzem an der Uni Wien gearbeitet hat und inzwischen an der Universität Ferrara forscht. "In anderen Worten: Die Königspinguine sind sehr gut darin, neue sichere Brutstätten zu finden, wenn es für ihre bisherigen Kolonien schlecht aussieht".

Unterschiede zu früheren Klimaänderungen

Die aktuelle Klimaerwärmung hat allerdings einen bedeutenden Unterschied im Vergleich zu früheren Temperaturschwankungen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Pinguine sind es menschliche Einflüsse, die zu besonders schnellen und möglicherweise unumkehrbaren Veränderungen auf der Erde führen und dabei auch die abgelegensten Regionen der Welt betreffen. Zusätzlich hat sich der Fischfang im Südpolarmeer stark vermehrt, was den Pinguinen die Nahrungssuche zusätzlich erschwert.

"Es gibt noch einige Inseln weiter südlich, auf die sich die Pinguine zurückziehen könnten", merkt Céline Le Bohec von der Universität Straßburg an. Die Konkurrenz bei der Suche nach Brutstätten und Nahrung ist aber auch ohne die Fischerei schon groß – besonders durch andere, aber kleinere Pinguinarten wie den Zügelpinguin, den Eselspinguin oder den Adeliepinguin. Immerhin: Der Kaiserpinguin stellt anscheinend keine Konkurrenz dar. (Klaus Taschwer, 27.2.2018)