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Die jetzige Kaltfront ist nicht ungewöhnlich, aber sie trifft manche hart.

Foto: Getty Images

Alternde Stars, die versuchen, ihre Karriere mit den ewig gleichen Nummern wieder in Schwung zu bringen, können sie nur beneiden: die Kälte. Für niemanden ist sie ganz unbekannt, überall im Land, selbst in den kleinsten Nestern, hatte sie schon ein Gastspiel. Was heißt eines? Mehrere! Trotzdem wird jedes Comeback medial intensiv begleitet.

Wenn die Kälte wieder auf Tour geht – und zwar wenig überraschend im Februar -, bereiten ihr die Medien einen möglichst dramatischen Auftritt. Wenn die Temperatur in Österreichs Städten nun dank des Kältehochs namens Hartmut einmal in die (für Norweger, Russen oder Kanadier alltäglichen) zweistelligen Minusgrade fällt, heißt es schon Tage, bevor man der Diva Eisblumen streuen könnte: "Der Frost hat Österreich fest im Griff." Von "Kältekeulen", "Kältepeitschen" und dem "sibirischen Eishammer", der Österreich "bibbern" lässt, liest man in anderen Blättern des Landes.

Rekorde aus dem Jahr 1929

Zum Vergleich: In Nowosibirsk betrug die Tageshöchsttemperatur am Montag minus 16, nachts ging es in Richtung minus 27 Grad. Laut Österreichs Kältestatistiken ist es auch für unsere Verhältnisse noch ziemlich unspektakulär. Wirklich tiefe Temperaturen wurden in Österreich etwa 1929 gemessen, als die Menschen ohnehin schon von der Weltwirtschaftskrise gebeutelt wurden. Mit minus 36,6 war das etwa in Zwettl ein recht unvergesslicher Winter. Auch in Wien sank die Temperatur damals fast auf minus 30. Ganz zu schweigen von den Bergen, wo es naturgemäß immer wieder noch viel kälter zuging.

1985 lagen die Tiefstwerte in Linz zwölf Tage lang unter minus zehn Grad mit einem Tiefpunkt von minus 29. Der bisherige Rekord diesen Winter nimmt sich da mit minus 25 Grad in Flattnitz harmlos aus. Doch keine Angst, er soll in den kommenden Tagen gebrochen werden.

Wer in Österreich ein Dach über dem Kopf, genug Geld zum Heizen und warme Kleidung hat, wird die Kältetour zum Winterschluss also sicher überstehen. Um jene, auf die das nicht zutrifft, muss man sich in den nächsten Tagen allerdings besonders gut kümmern. Ihnen könnte Kälte in jeder Spielart wirklich gefährlich werden, wenn sie niemand mit nach Hause nimmt oder die Sozialarbeiter vom Kältetelefon der Caritas (01 480 45 53) anruft. Bedrohlich ist die kalte Schulter, die Menschen anderen zeigen, oder die sogenannte soziale Kälte, die politisch gefördert werden kann. Beide ziehen nämlich nicht von selbst im Frühling weiter. (Colette M. Schmidt, 26.2.2018)