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Nur der Eingang des Svalbard Global Seed Vault liegt über der Erde. Der Rest der Anlage erstreckt sich fast 130 Meter in den Berg hinein.
Foto: AP/Heiko Junge

Longyearbyen/Oslo – Der Tiefkühltresor mit Saatgut von Pflanzen aus allen Erdteilen auf der norwegischen Insel Spitzbergen feiert einen runden Geburtstag. Das Svalbard Global Seed Vault wurde am Montag zehn Jahre alt. Das Projekt des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt hat dieser Tage die Millionengrenze an eingelagerten Pflanzensamen überschritten.

In dem Saatgut-Lager in einem Stahlbetonbunker im ewigen Eis zwischen Norwegen und dem Nordpol sind nach Angaben der Betreiber mehr als 70.000 Proben von Nutzpflanzen wie Reis, Weizen, Mais, Bohnen und Hirse gelagert. In den eisgekühlten Regalen werden nach aktuellem Stand 1.059.646 Samen aufbewahrt. (Weitere Bilder aus dem Inneren der pflanzlichen Samenbank gibt es hier.)

Bewahrung von Kulturpflanzen

Sie werden von Saatgutbanken in der ganzen Welt zur Verfügung gestellt, die Eigentümer der Samen bleiben und diese bei Bedarf wieder anfordern können. Ziel der Saatgutbank ist es, die wichtigsten Nutzpflanzen vor dem Verschwinden infolge von Naturkatastrophen, Klimawandel oder Kriegen zu bewahren.

Über eine Million Saatgutvarianten lagern in diesen Regalen.
Foto: APA/AFP/HELENE DAUSCHY

Wissenschafter schätzen, dass heute insgesamt 2,2 Millionen unterschiedliche landwirtschaftliche Saatgut-Varianten in den Genbanken rund um den Globus lagern. Damit gäbe es in der Svalbard Global Seed Vault noch einige Regale zu bestücken. Platz wäre dafür jedenfalls vorhanden: Nach Angaben der Betreiber reichen die Lagerkapazitäten noch für weitere 3,5 Millionen Samen.

Bisher wurde die "Arche Noah der Pflanzen" nur einmal um Hilfe gebeten. Das Internationale Zentrum für landwirtschaftliche Forschung in Trockengebieten (Icarda) forderte wegen der Zerstörung seiner örtlichen Saatgut-Sammlung im syrischen Aleppo im Jahr 2015 Samen aus dem Lager im norwegischen Spitzbergen an.

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Kompressoren sorgen dafür, dass die ohnehin schon kalte Polarluft auf ein konstantes Temperaturniveau von –18 Grad Celsius heruntergekühlt wird.
Foto: REUTERS/Anna Filipova

Klimawandel bedroht Eistresor

Der Saatgut-Tresor wurde unterdessen selbst Opfer der Klimaerwärmung. 2016 begann der Permafrostboden unter dem Lager zu schmelzen: Am Eingang des in einen Berg getriebenen Tunnels mit den frostigen Lagerhallen trat Wasser aus. Die Samensammlung blieb davon jedoch unbeschadet.

Am Freitag kündigte Oslo an, noch in diesem Jahr zusätzliche hundert Millionen Kronen (10,33 Mio. Euro) für die "Arche Noah" bereitzustellen. Sie sollen unter anderem dazu dienen, einen weiteren Zugangstunnel zu bauen und Wärmequellen fernzuhalten. (APA, red, 27.2.2018)