Dirigent Gustav Kuhn.

Foto: Tom Benz

Wien – Nach den auf "dietiwag.org" des Bloggers Markus Wilhelm veröffentlichten Vorwürfen gegen die Festspiele Erl und deren künstlerischen Leiter, Dirigent Gustav Kuhn, will die Tiroler Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) nun eine Sitzung des Stiftungsvorstandes einberufen. Erstmals seien nun auch nichtanonymisierte Anschuldigungen an das Land herangetragen worden.

Das Festival sieht sich seit einiger Zeit unter anderem mit den Vorwürfen "modernen Sklaventums" sowie des Lohndumpings und der Korruption konfrontiert. Die Anschuldigungen betreffen im speziellen Kuhn, es wird ihm auch sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die Festspiele und Kuhn haben inzwischen den Blogger geklagt. Und Kuhn selbst, für den die Unschuldsvermutung gilt, sprach von insgesamt "unhaltbaren Anschuldigungen". Im Stiftungsvorstand sollen nun jedenfalls "Maßnahmen im Interesse einer raschen und vollständigen Aufklärung aller Sachverhalte" beschlossen werden, verlangte Palfrader. Die Anschuldigungen seien umgehend an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Zudem forderte das Land als Miteigentümer der Stiftung volle Einsicht in die Arbeitsverträge der Künstler.

Nach einem anonymen Hinweis habe es schon einmal eine Prüfung durch die Tiroler Gebietskrankenkasse und die Finanzpolizei gegeben. Dabei seien "alle Vorwürfe entkräftet" worden. Diese Erkenntnisse sollen nun zugänglich gemacht werden. Die Plattform "Art but fair" hatte indes angekündigt, Anzeige wegen strafrechtlich relevanter Vorwürfe gegen die Festspiele zu erstatten.

Hier scheint noch keine endgültige Entscheidung gefallen zu sein. Laut Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Willam ist bis dato noch keine Anzeige eingelangt. Auch von Amts wegen werde gegen die Festspiele und Kuhn vorerst nicht ermittelt. Man prüfe die anonymen Hinweise darauf, ob eine strafrechtliche Relevanz bestehe, so Willam. Inzwischen hat, Standard-Informationen zufolge, Mozarteum-Professor Thomas Nußbaumer (Außenstelle Innsbruck) gegen Kuhn eine Strafanzeige in Innsbruck u. a. wegen "sexueller Belästigung" eingebracht. Er möchte wissen, ob "man angehenden Musikerinnen und Musikern die Mitwirkung an Projekten" von Kuhn empfehlen könne "oder ob man davon abraten müsse".

Zudem hat es auch einen offenen Brief an den Präsidenten der Festspiele Erl, Hans Peter Haselsteiner, gegeben. Dessen Verfasserin, eine Musikerin mit dem Namen Claudia Rosenberger, existiert jedoch nicht. (tos, 27.2.2018)