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Vor dem Büro des Internetportals Aktuality.sk wird Ján Kuciak gedacht.

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Die Regierung von Premier Robert Fico (Mitte) bietet eine Million Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise im Zusammenhang mit den Morden an Ján Kuciak und seiner Verlobten. Die letzte Recherche Kuciaks bringt allerdings Fico selbst wegen Verbindungen seiner Assistentin zur kalabrischen 'Ndrangheta unter Druck.

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Bratislava – Der slowakische Kulturminister Marek Madaric von der führenden Regierungspartei Smer (Richtung) hat am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Seine Entscheidung stehe in Zusammenhang mit der Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak, teilte der Ressortchef vor Journalisten mit.

"Jeder normale Mensch im Land" sei nach dem Mord an dem Journalisten und seiner Freundin erschüttert, sagte Madaric. Sein Ressort stehe aber von der Regierung den Medien am nächsten. "Nach dem, was geschehen ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich weiter ruhig in meinem Ministersessel sitzen werde", erklärte er.

Mafia-Netzwerk

Hinter dem Doppelmord an einem slowakischen Aufdeckungsjournalisten und seiner Verlobten könnte nach Medienberichten ein Netzwerk der italienischen Mafia stecken. Die letzte Reportage des ermordeten Ján Kuciak sollte offensichtlich dieses komplizierte Netzwerk mit Verbindungen bis in höchste slowakische Regierungsstellen offenlegen.

Den unvollständig gebliebenen Text veröffentlichten am Mittwochmorgen mehrere slowakische Medien in Zusammenarbeit mit dem Internetportal "aktuality.sk", für das Kuciak gearbeitet hatte. Vermutungen in diese Richtung hatte Anfang der Woche auch schon Tom Nicholson, der Investigativjournalist der Tageszeitung "Sme", geäußert.

Nach Kuciaks Recherchen hatten sich mutmaßliche Mitglieder der kalabrischen 'Ndrangheta im Osten der Slowakei auf Steuerbetrug um fingierte Rechnungen sowie Betrügereien um EU-Förderungen spezialisiert. Sollten Kuciaks Recherchen stimmen, wäre es ihnen gelungen, Verbindungsleute bis direkt in das Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico zu schleusen. Damit hätten sie Zugang zu geheimsten Staatsinformationen bekommen und wären auch bestens über geplante Sicherheitsmaßnahmen informiert gewesen.

Assistentin mit Mafiaverbindungen

Nach Kuciaks Recherchen soll die persönliche Assistentin Ficos, Mária Trošková, vorher mit dem italienischen Unternehmer Antonino Vadala zusammengearbeitet haben, der mit der Mafia in Verbindung und deshalb im Visier der italienischen Justiz stehen soll. Vadala scheint demnach in Ermittlungen aus dem Jahr 2017 als möglicher Zwischenhändler eines Drogenkartells aus fünf 'Ndrangheta-Familien auf, das Kokain von Lateinamerika nach Italien geschmuggelt haben soll.

Im Jahr 2001 soll Vadala außerdem dabei geholfen haben, einen flüchtigen Drogenhändler aus einem mit der 'Ndrangheta in Verbindung stehenden Klan in der italienischen Stadt Bova Marina vor den Behörden zu verstecken. Gegen Vadala – und zwölf weitere Personen – sei Haftbefehl erlassen worden, er zog allerdings in die Slowakei und habe sich somit der Verhaftung entziehen können.

Schusspatronen als Warnung

Die slowakische Polizei hatte schon vor der neuesten Veröffentlichung angekündigt, eng mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten zu wollen. Die slowakische Regierung bietet eine Million Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise im Zusammenhang mit dem Fall. Neben den Leichen der beiden Ermordeten waren Berichten zufolge scharfe Schusspatronen zurückgelassen worden. Dies wird als Warnsignal an weitere Personen gedeutet. (APA, red, 28.2.2018)