Los ging es im November letzten Jahres: Damals erschien die Sängerin Rita Ora während der MTV European Music Awards in London in einem ungewöhnlichen Bühnenkostüm. Sie trug nichts als einen weißen Bademantel und ein Handtuch um den Kopf geschlungen. Seither hat das Image des Bademantels, des liebsten Kleidungsstücks von Männern wie Weinstein oder Wedel, gelitten.

Seit dem Bekanntwerden von Vorfällen rund um #MeToo ist ein Bademantel eben mehr als ein Stück Frottee. Und das ist noch stark untertrieben. Der Bademantel, der normalerweise irgendwo zwischen Bade- und Schlafzimmer ausgeführt wird, ist mittlerweile ein Kleidungsstück von öffentlichem Interesse, "ein mieses Werkzeug zur Machtausübung", erklärte vor kurzem ein Psychologe dem "Stern"-Magazin.

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Rita Ora mit einem Badehandtuch-Turban.
Foto: Joel Ryan/Invision/AP

Das zum Turban gedrehte Badehandtuch hingegen gilt gerade bei jungen Frauen auf Instagram als heißes Accessoire. Man könnte auch sagen: Es erweitert jedes Selfie um ein Stück kuschelige Intimität, ganz nach dem Motto: Von ihr kann es in den sozialen Netzwerken nicht genug geben.

Und so posieren nun Influencerinnen in Luxushotels auf Liegen, Betten und Balkonen, auf ihren Köpfen thront das eingedrehte Stück Frottee, in den Händen halten sie eine Kaffeetasse oder eine teure Creme. Ihre Haltung? Hat gleichzeitig was von divenhafter Eleganz und strubbeligem "Bin gerade aufgestanden"-Chic. Einen Namen hat das Styling jedenfalls schon: Mit #bathleisure werden gerade all jene Bilder auf Instagram getaggt, die ein Badehandtuch ins Bild integrieren. Knapp 900 sind es bereits.

"Ich bin ganz bei dir", rufen uns diese heimeligen Inszenierungen aus den luxuriösen Hotelzimmern entgegen. Eine bessere Botschaft kann es in stürmischen Zeiten wie diesen nicht geben. (Anne Feldkamp, 1.3.2018)

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